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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Das waren noch Zeiten!



Joseph
30.08.2007, 18:57
Gerade hab ich aus Bangkok ein paar Bücher erhalten, eins habe ich angefangen zu lesen: "Old Bangkok" von Michael Smithies.

Es gibt hier viele interessante Details über das Leben und Denken von damals, so auch über den Harem von Rama III (1824-1851).

Danach erblickte im Jahre 1838 ein junger Beamte eine der Haremsdamen von König Rama III. Er war von ihr sehr angetan und durch Vermittler gab er der Dame ein kleines Geschenk.
Er erhielt auch eine Antwort, und fortan tauschte man- -immer durch Vermittler- Gedichte und kleine Geschenke aus. Aber nicht einmal konnten sie miteinander sprechen, alles hatte über Vermittler zu gehen. Man kam überein, dem König zu bitten, die Dame aus ihrem Harem zu erlassen. Ein Vermittler, ein Beamter und Vertrauter des Königs sollte den Wunsch der beiden an den König herantragen.

Bevor es dazu kam, verriet jedoch einer der Vermittler alles dem König. Dieser brachte die Angelegenheit vor ein Gericht. Resultat: 10(!) Leute mussten sterben: die beiden "Täter", alle die davon wussten und nichts verraten hatten, also alle Vermittler außer dem einen, der es verraten hatte, und drei Wahrsager, die -unabhängig voneinander- der Dame bzw. dem Herrn geweissagt hatten, alles ginge gut aus...

Bis zu ihrer Hinrichtung haben die beiden Liebenden kein Wort miteinander gewechselt...

Tja, so streng ging's damals zu...


Joseph

schiene
30.08.2007, 20:06
traurige Geschichte,aber wie in allen anderen Religonsbüchern geschrieben steht:"du solllst nicht begehren das Weib deines Nachbarn"zumindest stehts so ähnlich geschrieben.

30.08.2007, 22:40
Eine wirklich traurige Geschichte aber so ist das, wenn jemand Macht hat und diese ausnutzt.

Wenn alle Männer, die "ihres Nächsten Weib begehren" hingerichtet würden, gäbe es bald keine mehr! :traurig:

Grüße

Volker

Joseph
31.08.2007, 12:36
Vielleicht interessiert den einen oder anderen, wie es damals in den ersten Gefängnissen Bangkoks zuging? Noch heute soll es ja in den thailänd. Gefängnissen nicht besonders komfortabel zugehen…

Schon (der später so genannte) Rama I baute ein Gefängnis, es stand in der Nähe des Wat Po, folgerichtig hier es „kuck na Wat Po“ (= "Gefängnis vor dem Wat Po"). Es war ein einstöckiges Gebäude, als Fenster dienten einfache Löcher in der Wand. Die Gefangenen schliefen auf (selbst geflochtenen) Matten, die auf dem Lehmboden lagen. In der Regenzeit war der Boden oft schlammig und die hygienischen Verhältnisse waren katastrophal…

Das Gefängnis (wie auch ein weiteres, das später Rama V =Chulalongkorn baute) wurde von einem Gouverneur geleitet, der zwei Assistenten hatte. Diese erhielten keinen Lohn, stattdessen hatten alle Gefangenen zu arbeiten; was im Gefängnis produziert wurde, wurde verkauft, der Erlös kann nach einem bestimmten Verteilungsschlüssel der Gefängnisleitung und den Angestellten zugute. Hauptprodukte waren geflochtene Matten und Gegenstände aus Rattan. Die Gefangenen mussten sich auch selber das Essen zubereiten, hierbei wurden sie oft von Verwandten unterstützt… In das „kuck“ genannte Gefängnis kamen alle, die zu mehr als 6 Monaten verurteilt waren.

Andere Gefängnisse hießen „Tarang“, dort kamen die hin, die zu weniger als 6 Monaten verurteilt waren. Viele Ministerien (z.B. Min. des Inneren, Min. für Verteidigung, Min. für städtische Angelegenheiten) hatten eigene Tarangs, wo Dienstvergehen bestraft wurden.

Joseph

31.08.2007, 12:48
Wieder eine interessante Geschichte, hoffe jedoch, dass mir praktische Erfahrungen, diesbezüglich, erspart bleiben!

Grüße

Volker

Samuianer
31.08.2007, 13:32
War in D. wohl 'nur' etwas frueher aber die Verhaeltnisse aehnlich. Denke mal einer an die Verliesse und Kerker auf den Burgen....mich schauderts glatt - aber es waren andere Zeiten.

Daniel Sun
31.08.2007, 13:47
aber es waren andere Zeiten.



Da hatte man sein Fäkalien auch noch aus dem Fenster gekippt. :-D

Samuianer
31.08.2007, 16:07
....weil es einfach keine Kanalisation gab!

...war auch eine Form der Verteidigung!

Hygiene war wohl weitgehenst ein Fremdwort!

Joseph
01.09.2007, 19:53
Zum Thema "Das waren noch Zeiten" fand ich einen (für mich) höchst interessanten Link über die Geschichte der Straßenbahn in Bangkok (1894-1968) mit zahlreichen, teils farbigen Fotos. Aber vielleicht kennt Ihr den Link ja schon:

http://www.2bangkok.com/2bangkok/Tram/index.shtml

Joseph

guenny
01.09.2007, 19:59
Nö, ich kannte ihn noch nicht, werd ich mir mal genauer ansehen.
Das mti den Fäkalien aus dem Fenster übrigens, dafür gabs in den Burgen die sog. Erker, die Toiletten wurde in die Erker gebaut, die Fäkalien fielen aus luftiger Höhe herunter und machten einen mehr oder weniger lauten "Plumps".

Ansonsten wurde die Notdurft in irgendwelche Ecken verrichtet, da Duschen und Waschen als krankheitserregend galt, wurde der Duft mit Parfums aller Kategorien überdeckt.
Man kjann sich den grauenhaften Gestank heute wohl kaum noch vorstellen.

schiene
01.09.2007, 23:53
Nun,die von Joseph geschilderte Geschichte war ja glaube auch in dem Film "Anna und der König" zu sehen(zumindest so ähnlich).

wie schaut es eigentlich mit der Zensur des Filmes in Thailand mitlerweile aus?Ich habe gerade eine älteren Bericht gelesen wo geschrieben wird das der Film in Thailand verboten ist.Stimmt das?

nachzulesen hier:
http://www.wsws.org/de/2000/apr2000/anna-a14.shtml

Daniel Sun
02.09.2007, 10:14
Meines Wissens hat sich daran noch nichts geändert, immer noch verboten.

Joseph
02.09.2007, 11:15
Keinen der vier Filme über Anna Leonowens habe ich gesehen, leider!

Aber ich glaube, dass wenn in dem Film eine ähnliche Geschichte vorkommt, sie sich auf ein anderes ähnliches Ereignis bezieht. Denn auch aus der Zeit von König Mongkut ist bekannt, dass ein gewisser Ai Khian Interesse an einer der vielen Frauen Mongkuts bekundet hatte. Dabei diente merkwürdigerweise die Frau vin Ai Khian, nämlich Ai Gulaab (gulaab heißt "Rose") als Vermittlerin. Ein Gericht urteilte, dass Ai Khian und seine Frau "am Dienstag, dem 12.Tag des zunehmenden Mondes" (1859) bei dem Makkasan-Tempel hingerichtet werden sollten. Was mit der Frau Mongkuts geschah, ist nicht überliefert.

Ich habe mal ein Buch (ich glaube der Autor hieß Bristow oder ähnlich) über das Leben des Sohnes von Anna Leonowens gelesen. Darin stand, dass Anna 17jährig mit einem gewissen "Leon Owens", der auch erst 18 Jahre alt war, durchgebrannt sei. Sohn Louis habe dann später den Familiennamen in "Leonowens" umgeändert.
Die vier Filme sind wohl der Phantasie Annas entsprungen, die sich interessant machen wollte. Es steht nicht einmal fest, dass sie König Mongkut auch nur ein einziges Mal gesprochen hat. Wohl hat Anna später ihren früheren Schüler Chulalongkorn getroffen, und zwar als dieser schon König und in Leipzig war.

Sohn Louis (manchmal auch Luis geschrieben) hat übgrigens eine bekannte, noch heute existierende Firma in Bangkok gegründet. Er erhielt
von König Chulalongkorn Konzessionen (eine Art Monopol) für das Schlagen von und den Handel mit Teakholz. Diese Konzessionen liefen erst in den 50er Jahren aus.

Sicher kennt Ihr alle die "große Schaukel" (giant swing) in Bangkok. Als diese dem Gott Shiva geweihte Schaukel 1920 erneuert werden musste, spendete die L.Leonowens Co. das nötige Teakholz dazu. Die Schaukel war dann bis 1933 in Gebrauch...

Joseph

02.09.2007, 12:19
Wohl die krasseste Verfilmung war dies hier:

http://www.isaan-online.de/forum/userpix/19_anna_1.jpg

Darin kann man den Schauspieler Sir Rex Harrison bestaunen, wie er verzweifelt auf Asiate geschminkt, ohne eine Dunst von Kenntnis versucht siamesisch zu wirken.....

http://www.isaan-online.de/forum/userpix/19_rex_1.jpg




Aber auch die neuzeit hat ziemlich Skuriles zu diese Thema zu bieten:

kuckste hier (http://www.haider.at/p/programm.aspx?ID=3&sm=Navigation1_os1_12)


...naja Österreicher wieder mal....*hehe*

Samuianer
02.09.2007, 12:23
Is der typ mit der glatze alfons haider, der darsteller? - dann ist der tatbestand der majestaets beleidigung gegeben! lol!

( der name haider da noch so'n komischen nachgeschmack...)

koennte mich wegschmeissen! du solltest in den rang eines cinematisten erhoben werden! echt goil!

wie war das eigentlich genau mit der sklaverei - meine mal irgendwo gelesen zu haben das z.b. schirme tragen fuer sklaven die todesstrafe bedeutete?

Und auch bekleidung war denen verboten, stimmt das?

In bangkok im Riverside complex (nahe sheraton) mal ne ausstellung alter stiche und gemaelde besucht. da waren etliche bilder mit menschen die nur lendenschurze und aehnliches trugen.....und nur die ueppig gekleideten wurden von schirmtraegern begleitet.

Joseph
02.09.2007, 15:38
Etwas Definitives über Sklaverei in Siam zu sagen, scheint mir sehr schwierig. Soweit ich weiß, war das Los der Sklaven in verschiedenen Zeiten ganz verschieden, und man muss auch wohl zwischen Sklaven im Norden (um Chiengmai) und um Bangkok unterscheiden.

Es gibt Berichter, die die Sklaverei in Siam in einem milden Licht sehen. Dazu gehört z.B. Bischof Pallegoix, der schreibt, die "Sklaven" würden eher wie Diener und Familienmitglieder behandelt. Viele zitieren dies, werden aber später als eigene Quellen angesehen, so dass sich der Eindruck verfestigt hat, was Pallegoix schrieb, sei allein richtig. Wahrscheinlich betrifft das aber nur die Schuldsklaven, wo einer sich aus Geldmangel (z.B. wegen Spielschulden) einem Herrn verkauft. Hat er seine Schulden abgearbeitet, könnte er frei sein, aber er machte -das ist geschichtlich verbürgt- meist wieder Schulden und verkaufte sich wieder.
Diese Sklaven hießen "auslösbare" Sklaven. Auch dass die Eltern ihre Kinder als "Sklaven" verkauften, hat eine lange Tradition. Auch diese konnten prinzipiell ausgelöst werden, aber oft empfanden sie das Leben als gar nicht mal so schlecht...

Daneben gab es aber, besonders in Nordthailand, auch "nicht auslösbare" Sklaven. Es waren entweder Kriegsgefangene, wegen Verbrechen Verurteilte oder (z.B. durch Piraten) Geraubte. Oder deren Abkömmlinge.

Die "Herrn" (เจ้า oder Jao) in Nordthailand hatten oft 600-1000 Sklaven. 1830 kostete ein Sklave im Norden ca. 20 (indische) Rupien. Soweit ich weiß, war der Wechselkurs damals 80 Satang für 1 Rupie.

Die Frage von Samujaner, ob es spezielle Vorschriften (=Gesetze) zur Kleidung der Sklaven gab, kann ich leider nicht beantworten. Auf dem jetzt kursierenden 100-Baht-Schein ist hinten eine Szene, in der König Chulalongkorn allen Sklaven die Freiheit schenkt. Hier sind die männlichen Sklaven mit einem um die Hüfte geschlungenen Tuch (manche zusätzlich mit Kopftuch) abgebildet, die Frauen sind bis über die Brust bekleidet.

Joseph

http://www.isaan-online.de/forum/userpix/92_Sklaverei2_1.jpg

schiene
02.09.2007, 23:44
@Samuianer schrieb:
"- meine mal irgendwo gelesen zu haben das z.b. schirme tragen fuer sklaven die todesstrafe bedeutete? "

wer trägt den schon für Sklaven die Schirme? :lachen:

Joseph
05.09.2007, 23:04
Wir alle kennen die Riesenschaukel (Sau Chingcha) vor dem Wat Suthat. Heute fand ich in einem Buch ein interessantes Bild, ein Schwarzweißfoto aus alten Zeiten. Es ist das erste Mal, dass ich ein Bild sehe, wo die Schaukel gerade benutzt wird.

Diese Schaukel wurde 1784 von (dem später so genannten) Rama I errichtet. Damals war sie 42 m hoch und an anderer Stelle (vor dem Hindutempel "Wat Devasathan Brahmin"). Dort wurde später ein Gasometer gebaut und die Schaukel kam, diesmal nur 25 m hoch, an die neue Stelle. - Einmal brannte die Schaukel (der Brand entstand durch brennende Räucherstäbchen), einmal schlug der Blitz in die Schaukel.

Die Schaukelzeremonie, erst Ende Dez., später Anfang Januar durchgeführt, war eine hinduistische Zeremonie.

Vier Leute saßen jeweils in einem bootartigen Sitz, ein dünner Pfahl mit einer Geldsumme war in der Nähe aufgestellt und durch waghalsiges Schaukeln konnte versuchte man, das Geld zu erreichen.

Weil immer wieder Todesfällte vorkamen -die Leute fielen aus der Schaukel, während sie nach dem Geld griffen- wurde das Schaukeln 1935 abgeschafft.

http://www.isaan-online.de/forum/userpix/92_Sauchingcha1_1.jpg

Samuianer
06.09.2007, 08:52
@Samuianer schrieb:
"- meine mal irgendwo gelesen zu haben das z.b. schirme tragen fuer sklaven die todesstrafe bedeutete? "

wer trägt den schon für Sklaven die Schirme? :lachen:


haste gut aufgepasst! bloed formuliert - Schirmbenutzung waere vielleicht besser gewesen - nur sie selbst natuerlich!

Was solls, in D. war ja auch mal "das Recht der ersten Nacht" verbrieft!

Zu dem Thema Bekleidung faellt mir noch eine kleine Anekdote ein:
"Als Gandhi mal am englischen Koenigshof auf einer Audienz bei George weilte, fragte man ihn ob denn sein einfaches, bettuchaehnliches Gewand fuer den Empfang bei George nicht etwas sehr bescheiden sei, worauf Gandhi antwortete: "Wieso? George hat doch genug fuer uns alle an!" :respekt:

schiene
15.09.2007, 01:27
Wir alle kennen die Riesenschaukel (Sau Chingcha) vor dem Wat Suthat. Heute fand ich in einem Buch ein interessantes Bild, ein Schwarzweißfoto aus alten Zeiten. Es ist das erste Mal, dass ich ein Bild sehe, wo die Schaukel gerade benutzt wird.

Diese Schaukel wurde 1784 von (dem später so genannten) Rama I errichtet. Damals war sie 42 m hoch und an anderer Stelle (vor dem Hindutempel "Wat Devasathan Brahmin"). Dort wurde später ein Gasometer gebaut und die Schaukel kam, diesmal nur 25 m hoch, an die neue Stelle. - Einmal brannte die Schaukel (der Brand entstand durch brennende Räucherstäbchen), einmal schlug der Blitz in die Schaukel.

Die Schaukelzeremonie, erst Ende Dez., später Anfang Januar durchgeführt, war eine hinduistische Zeremonie.

Vier Leute saßen jeweils in einem bootartigen Sitz, ein dünner Pfahl mit einer Geldsumme war in der Nähe aufgestellt und durch waghalsiges Schaukeln konnte versuchte man, das Geld zu erreichen.

Weil immer wieder Todesfällte vorkamen -die Leute fielen aus der Schaukel, während sie nach dem Geld griffen- wurde das Schaukeln 1935 abgeschafft.

http://www.isaan-online.de/forum/userpix/92_Sauchingcha1_1.jpg

hab ich gerade zum Thema Schaukel gefunden:
In einer großen Zeremonie unter Leitung des Königspaars wurde am 12. September 2007die “Giant Swing“ neu errichtet. Die Riesenschaukel, 21,2 Meter hoch, wurde im Jahre 1784 unter der Regierungszeit des Begründers der Chakri-Dynastie, Rama I, errichtet und diente zu jährlichen Fruchtbarkeitszeremonien. In gefährlicher Aktion wurde ein Baumstamm in Schwingungen versetzt, und Mönche balancierten darauf herum. Dabei gab es einige schwere Unglücksfälle. 1931 wurde die Zeremonie eingestellt. Das Baumaterial Teakholz war nicht für die Ewigkeit, es wurde jetzt zum viertenmal erneuert aus Anlaß des 80. Geburtstags Seiner Majestät des Königs - genau nach altem Vorbild

In der Umgebung wurden in Jatukam-Manier Modelle der Schaukel angeboten zu Preisen zwischen 390 und 6000 Baht – die teuren Modelle angeblich aus dem Material der alten Schaukel gefertigt.

Die DNS der Teakstämme, die zum Bau der neuen Schaukel verwendet wurden, soll nun dazu dienen, um eine Million dieser Stämme zu klonen. Sie sollen gratis an die Bevölkerung ausgegeben werden. Die Stadtverwaltung Bangkok hat einen Etat von 20 Millionen Baht dafür eingesetzt.
Quelle:
Tip
http://www.tip-forum.de/pop_printer_fri ... IC_ID=8204 (http://www.tip-forum.de/pop_printer_friendly.asp?TOPIC_ID=8204)