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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : frühes Geld in Thailand



Joseph
09.10.2007, 20:24
Mag sein, dass Ihr Euch dafür interessiert, wie das Geld früher in Thailand mal aussah. Hier habe ich die Abbildungen einer Banknote des 1. Papiergeldes von Thailand, herausgegeben noch unter König Mongkut 1851-1868).

Die Note lautet auf 1 Salung, was 1/4 eines Baht war. Ein Baht wurde damals von den Ausländern in Thailand Tical genannt, nach dem jüdischen Shekel.

Hier mal die Abbildungen:

http://www.isaan-online.com/forum/userpix/92_1Salung1_1.jpg

http://www.isaan-online.com/forum/userpix/92_1Salung2_1.jpg

Auf der Vorderseite ist der Wert in 13 Sprachen aufgedruckt, von oben nach unten in Thai, Chinesisch, Latein (!), Englisch....Burmesisch...

Auf der Rückseite steht (ich habe bei der Übersetzung mein Bestes getan, aber 1-2 Worte sind etwas undeutlich):Bitte benutzen Sie diese Note anstelle einer 1-Fuang-Münze. Der Chef des königlichen Schatzamtes wird diesen Betrag dem Vorzeiger der Note in bar auszahlen, wenn man die Note zwischen Mittag und 15 Uhr in den Gebäuden (?) des Königlichen Palastes präsentiert".

Joseph

Aus dieser Serie kennt man Scheine über 1/8 baht, 1/4 Baht, 3/8 baht, 1/2 Baht, 1 Baht

In einer alten Preisliste meines Vaters (von 1980) wurde einmal ein solcher Schein zu 400 DM angeboten, heute kostet so einer -wenn man ihn überhaupt mal angeboten bekommt- zwischen 2000 und 5000 US $.

Joseph

Daniel Sun
09.10.2007, 22:12
Na, das ist ma ne Wertsteigerung! :cool:

schiene
09.10.2007, 22:44
Nimm doch mal das Scheinchen und gehe zum Chef des königlichen Schatzamtes.Mal sehen was sie dir in Bath auszahlen.
Neee ist nen Spässchen!!!aber ich denke es gibt bestimmt noch einige solche Scheine in alten Kisten versteckt irgendwo in Thailand.

Joseph
11.10.2007, 11:01
Ende des 19. Jahrhunderts haben die Briten und die Franzosen versucht, durch Gründung von Banken in Thailand politischen und wirtschaftlichen Einfluss auf Thailand zu nehmen. Diese Banken erhielten vom König das Recht, eigene Banknoten herauszugeben.

Hier ein Beispiel für die Banque de l'Indochine, die im (späteren) Vietnam, Laos und Kambodscha so erfolgreich war:

http://www.isaan-online.com/forum/userpix/92_FIC1_1.jpg

http://www.isaan-online.com/forum/userpix/92_FIC2_1.jpg

Die Noten haben englichen und französischen Text auf der Vorderseite, chinesischen und thailändischen auf der Rückseite. Die hier abgebildete Note kann man hin und wieder in Auktionen sehen, Wert ca. 15.000 US $...

Joseph

11.10.2007, 12:05
Finde es absolut faszinierend, dass damals schon so international ausgerichtet waren. 13 Sprachen auf dem Schein, wer hatte das schon. Hat das einen besonderen, historischen Hintergrund?

Grüße

Volker

Daniel Sun
11.10.2007, 17:27
Joseph, mal ne Frage, wie groß sind diese Scheine eigentlich?
Wirken irgendwie groß, so zwischen A5 und A4 würde ich mal tippen...

Joseph
11.10.2007, 20:39
Daniel, ganz im Gegenteil, die Scheine waren relativ klein.
Der oberste Schein (von Mongkut) war etwa 6 x 12 cm, der Schein der Banque de l'Indochine war etwas größer, etwas breiter aber kürzer als unser 5-Euro-Schein.

Bekanntlich war König Chulalongkormn vom 22.8.-6.9.1897 in Deutschland. Am 24.8. besuchte er Leipzig, wo er die berühmte deutsche Wertpapierdruckerei Giesecke & Devrient besichtigte. Er war begeistert von der dortigen Drucktechnik, und man vereinbarte, dass die Druckerei eine Serie als Muster einreichte, Sollten die Entwürfe gefallen, würde man einen Auftrag zum Druck der (neu auszugebenden) thailändischen Banknoten erteilen.

(Die Firma existiert noch heute und druckt einen Teil der Euroscheine; alle Scheine, deren auf den Euroscheinen befindlicher Druckcode mit "P" beginnt, stammen von dieser Firma)

Den Druckauftrag erhielt am Ende jedoch eine Londoner Firma (Thomas de la Rue)...

Hier mal ein 40-Baht- Schein, den man als Entwurf König Chulalongkorn vorlegte:

http://www.isaan-online.com/forum/userpix/92_Giesecke1_2.jpg

(Es sollten 1-, 5-, 10-, 40-, 80-, 100-, 400- und 800-Baht-Scheine gedruckt werden)

Joseph

Daniel Sun
11.10.2007, 21:32
Wie man sich täuschen kann....

Joseph
25.10.2007, 16:30
Da mich jemand per PN gefragt hat, ob ich diesen Thread nicht mehr weiterführe, habe ich mich (gern) aufgerafft...

Wie in meinem letzten Post aufgeführt, erhielt nicht die deutsche Druckfirma Giesecke-Devrient in Leipzig den Druckauftrag für moderne Banknoten in Siam, sondern die Londoner Firma Thomas de la Rue - beide Firmen drucken noch heute Noten für viele Länder....Und so sahen die Noten aus: 10 Baht vom 1. Jan. 1903:

http://www.isaan-online.com/forum/userpix/92_10Baht1903_1.jpg

Interessant ist vielleicht, dass das Datum auf Englisch(links) 1.Januar 1903 heißt, auf Thai steht da jedoch rechts (übersetzt) 1. Januar 123. Also kein Jahr der buddhistischen Ära. Es handelt sich um einen eigenen Kalender, der von Chulalongkorn eingeführt und von seinem Nachfolger Vajiravuth (Rama VI) wieder abgeschafft wurde. Es ist ein solarer Kalender, der mit der Gründung der Stadt Bangkok beginnt. Diese Art der Zeiterechnung heißt Ratanakosinsok (RS).

Umrechnen ist ziemlich einfach:

RS + 1781/1782 = AD (zu einem RS-Datum muss man immer 1781 bzw. 1782 Jahre hinzuzählen, um zu unserer Zeitrechnung zu kommen). 1781 oder 1782 deshalb, weil damals das neue Jahr am 1.April anfing...

Die Idee, einen Kalender einzuführen, der mit der Gründung Bangkoks anfing, war Chulalongkorn gekommen, weil Bischof Pallegoix seinem Vater Mongkut beim Lateinunterricht berichtet hatte, die Römer hätten ihren Kalender auf die Gründung Roms bezogen...

Joseph

Joseph
31.10.2007, 20:09
Vielleicht interessiert Euch, dass in den südlichen Provinzen/Städten zur Zeit von Rama II und später eigene Münzen geprägt wurden. Hier waren es große chinesische Firmen, die ihr eigenes, in der entsprechenden Provinz allgemein akzeptiertes Geld ausgaben. Diese Münzen bestanden aus einer Legierung von Zinn und Blei. Noch bis vor 20 Jahren waren sie recht häufig, dann wurden sie plötzlich gesammelt und sind heute praktisch vom Markt verschwunden. Heute findet man fast nur noch Fälschungen...

Hier mal ein Bild einer Münze aus Suratthani. Nach Art chinesischer Cash-Münzen findet sich in der Mitte ein Loch, praktisch zum Aufreihen auf einer Schnur, denn Portemonnaies hatte man damals noch nicht…Die eine Seite zeigt oben auf (altertümlichem) Thai „Kan“, das meint das jetzige Ampoe Kanchanadith (กาญจนดัษฐ์) in der Provinz Suratthani. Auf der Rückseite vier chines. Zeichen, zu lesen oben – unten- links- rechts, da steht he fa gong si, d.h. Firma Hefa.

http://www.isaan-online.com/forum/userpix/92_Zinnmnze1_1.jpg

Diese Münzen wurden nicht geprägt, sondern gegossen. Man stellte zwei Platten mit inverser (spiegelbildlicher) Beschriftung her, die aufeinander passten. Diese Platten legte man aufeinander, presste sie zusammen, goss in eine Öffnung die heiße Legierung rein und ließ abkühlen und erstarren.

http://www.isaan-online.com/forum/userpix/92_Zinnmnze2_1.jpg

Dann löste man die Platten voneinander, nahm man das Innere raus, es war ein sogen. Münzbaum entstanden. Davon brach man die Münzen einzeln ab…

http://www.isaan-online.com/forum/userpix/92_Zinnmnze3_1.jpg

Joseph

Dieter
31.10.2007, 20:14
Weisst Du wie es um die Sicherheit vor Faelschung damals aussah? Das "Muenzbaumsystem" scheint mir geradezu praedestiniert zum kopieren.

Joseph
31.10.2007, 20:29
Man muss unterscheiden zwischen Fälschungen damals und heute.

Zum Umlauf bestimmte Fälschungen damals wird es gegeben haben, es ist heute nicht mehr möglich, hier zwischen echt und falsch zu unetrscheiden. Die Herstellung der Münzen war ja nicht standardisiert, daher war jede Münze ein ganz klein wenig anders als die andere, weil die Schrift (spiegelverkehrt) von Hand in die Matritze geritzt wurde. . Es gab aber sehr strenge Strafen für eventuelle Münzfälscher (die entsprechenden Thaigesetze von damals konnte ich noch nicht finden, aber in China etwa galt: der Münzfälscher, seine Frau, Geschwister, Eltern, Kinder, Gesinde, Sklaven wurden hingerichtet, das gesamte Vermögen fiel an den, der das Verbrechen angezeigt hatte).

Heute werden die Münzen zum Schaden des Sammlers gefälscht. Die ersten Fälschungen waren recht grob, ein Fachmann konnte sie leicht erkennen, aber es wird immer schwieriger...

Joseph

Joseph
20.03.2008, 06:34
Die Geschichte des thailändischen Bankensystems und der Siam Commercial Bank

(Ich weiß nicht recht, wohin mit diesem Beitrag, dachte zu "frühes Geld in Thailand" passt er noch am ehesten)

Vor meiner Reise nach Thailand hatte ich eine e-mail an die Siam Commercial Bank geschickt und nachgefragt, ob ich vielleicht irgendwelche Broschüren zur historischen Entwicklung des Instituts erhalten könnte. Ich erhielt die Antwort, es sei den Damen und Herren der Bank eine Ehre, mir eine solche Schrift zu überreichen. Also bin ich hingefahren und erhielt eine 110-seitige Broschüre etwa im DIN A4-Format „????????????????“ (etwa: bprawadt thanaakhaanthai = Thailändische Bankengeschichte) von 1996. Ich habe die Schrift überschlagen, gebe hier eine kurze Zusammenfassung:

Unter Rama IV (König Mongkut) öffnete sich Siam für den Handel mit Europa und Amerika. Rama IV importierte eine Maschine, mit der man Münzen prägen konnte, welche die primitiven Vorformen von Geld ersetzten. Rama V (König Chulalongkorn) erlaubte 1888-1897 verschiedenen ausländischen Banken, Filialen in Bangkok zu eröffnen. Da in Thailand noch keine richtigen Banknoten existierten, sondern nur Münzen, erhielten sie die Erlaubnis, eigene Banknoten herauszugeben.

Ein Prinz mit dem schier unaussprechlichen Namen Mahisararajaharuetai (?????????????) war mit Rama V nach Europa gereist und hatte hier die Vorteile des Bankenwesens kennen gelernt. Er wurde gewissermaßen der Vater des thailändischen Bankensystems. 1906 gründete er die erste moderne thailändische Bank, die Siam Commercial Bank. Der Prinz, er war ein Sohn von Rama dem IV, geboren von einer seiner Frauen namens Hoang, war Schatzminister. Unter ihm wurde 1898 das dezimale Münzensystem (1 Baht = 100 Satang) eingeführt. Vorher gab es die Münzeinheiten Chang, Tamlueng, Baht, Saleung, Fueng, Sik, Siew, Att und Solos. 1902 wurden die ersten Thainoten ausgegeben, gedruckt in London. Das Kapital der Bank betrug 3 Millionen Baht, es war eine Aktiengesellschaft, 3000 Aktien zu 1000 Baht wurden ausgegeben. Die Deutsch-Asiatische Bank erwarb 330 Aktien, die Thairegierung hatte die Deutsch-Asiatische Bank dazu eingeladen, weil sie sich einen Technologietransfer erhoffte.

Da die Thaibank besser als die ausländischen Banken auf die Bedürfnisse der Thais und der Chinesen eingehen konnte, war sie von Anfang an erfolgreich. Sie gab 2% Zinsen für Einlagen. Bald wurde ein Deutscher, ein Herr P. Schwarze, Vizedirektor des Internationalen Bankdepartments.

Ab 1910 wurde die Bank 100% Thai. Ausländische Aktienbesitzer verkauften (ob freiwillig oder gezwungen, weiß ich nicht) ihre Aktien, die ausländischen Mitarbeiter wurden jetzt durch Thais ersetzt. Um diese Zeit gab es eine große Rezession, die Bank verlor viel Geld, wieder wurde ein Deutscher (Herr A. Willeke) als Direktor geholt. 1917, als Siam eine Allianz mit den Gegnern Deutschlands einging, wurde Willeke ins Gefängnis gesteckt, ein Brite nahm Willikes Posten ein. Aber auch nach dem krieg gab es wirtschaftlich schwierige Zeiten, hauptsächlich wegen protektionistischer Maßnahmen vieler Länder. Dann kam im Süden das Geschäft mit Zinnminen und Gummiplantagen auf, die Bank stieg ein und eröffnete 1920 eine Filiale in Tungsong (??????), Provinz Nakorn Sri Thammarat. Um in der Holzindustrie mitmischen zu können, wurde 1927 eine Filiale in Chiengmai ( ?????????) eröffnet, wegen des Tabakgeschäftes 1930 in Lampang (?????).

Die Zeit der Weltdepression ging nicht spurlos an der Bank vorbei. 1931 gaben die Briten den Goldstandard auf und werteten das Pfund Sterling ab. Diese Schwierigkeiten führten 1932 zu einer politischen Reform in Siam. Die Siam Commercial Bank erlitt 3 Millionen Baht Verlust und musste die Filiale in Tungsong schließen. Weitere Verluste entstanden durch den 2. Weltkrieg. Als man 1939 den Namen Siam in Thailand umänderte, wurde auch der thailändische Bankname umgeändert in ???????????????? (etwa: thanakanthaiphanit = thailändische Handelsbank), während der englische Name blieb.

1941 besetzte Japan Thailand, 1942 erklärte Thailand den Alliierten den Krieg. Folglich konnte in dieser Zeit nur mit Ländern unter japanischen Einfluss Handel betrieben werden. Der damalige Bankdirektor war ein Amerikaner, wurde also nun ein Feind und durch Leng Srisomwongse (???? ?????????)ersetzt. Hinfort waren alle Bankdirektoren der Siam Commercial Bank Thais. Die zu den Alliierten gehörenden Banken mussten schließen, stattdessen eröffneten mehrere thailändische Banken. Z.B. 1944 die Bangkok Bank of Commerce und die Bangkok Bank, 1945 die Bank of Ayutthaya und die Thai Farmers Bank. Wegen der größeren Erfahrung der so lange etablierten Siam Commercial Bank spielte diese weiterhin eine führende Rolle im thailändischen Bakenwesen.

Ein großer wirtschaftlicher Aufschwung war während des Koreakrieges 1949 – 1951 zu beobachten. Reis, Gummi und Zinn wurden in immer größeren Mengen exportiert. Das Vertrauen in den Baht wuchs. In der Folge wurden weitere Banken gegründet, 1957 noch die Thai Military Bank. Die Siam Commercial Bank eröffnete zahlreiche Filialen.

Als die Japaner im Land waren, wurde 1941 die Zentralbank von Thailand (??????????????) gegründet. Die Zentralbank hatte allein das Recht, Noten auszugeben, und diente als Banker für den Staat ebenso wie für die Handelsbanken. Die Zentralbank sorgte für Stabilität, bekämpfte Inflation, kontrollierte die Handelsbanken.

Die Siam Commercial Bank wurde 1971 völlig umstrukturiert, eine neue Zentrale in Pratunam (????????) wurde bezogen. Neue Technologien wurden eingeführt. 1983 wurde ATM eingeführt, 1984 Telebanking. Insgesamt hat, was Technologie betrifft, die Siam Commercial Bank wohl die Führung unter den Thaibanken.

Joseph