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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Vergammeln die staatlichen Spitäler nun ganz ?



16.11.2006, 11:48
Eine provozierende Frage, doch leider völlig berechtigt.

Mir waren diese Einrichtungen noch nie sehr Sympatisch, aber immerhin hinterliessen sie bei mir den Gedanken:

Besser als gar nichts.

Dieser Gedanke hat sich mitlerweile bei mir relativiert.


Dieses Foto habe ich in einer Wartezone der Medikamentenabgabe in einem Spital geknipst:


http://i65.photobucket.com/albums/h211/phom/hospital.jpg


Auf den ersten Blick vielleicht noch lustig, aber was haben Tiere in einer Klinik zu suchen ?

Viel mehr als diese Katze gaben mir die zahlreichen Strassenkötter, die sich in den Bettenabteilungen auf den Durchgängen zwischen Patienten breitmachten, zu denken. Patienten, vom Siechtum gezeichnet liegen da einfach rum. Es riecht nach Kot und Urin.

Aus den Luftungsschächten der Klimaanlagen hängen schwarze Spinnweben. Überall starrt es vor Dreck.

In Deutschland sterben jährlich ca. 1000 Menschen, weil sie sich eine Infektion in einem Spital eingefangen haben. Wie hoch wird wohl diese Sterbe-Rate in Thailand sein ?

Ich habe die staatlichen Spitäler auch schon anders erlebt. Aber schon kurz nach der Einführung der 30 Bt Versicherung ging es bergab. Und heute, wo die Zukunft dieser Spitäler mehr als ungewiss ist, scheint sich auch eine Motivationslosigkeit von den Spitalangestellten gegenüber ihren Patienten breit zu machen. So mancher Arzt führt nebenbei eine private Praxis und geht mal kurz in der Mittagpause da etwas dazu verdienen. Dass dabei die offizielle Pause grosszügig überschritten wird, ist keine Seltenheit. Getraut sich ja eh keiner gegen so eine sozial hochangesehene Person zu stellen.

Zudem spielt es keine Rolle, welche Arbeit man in der Klinik abliefert - der Lohn bleibt ja der Selbe. Der untergegangene Arbeiter- und Bauernstaat lässt grüssen.


Was man zu weilen in asiatischen Kliniken zu Gesicht bekommt ist in Sachen Sauberkeit schlicht kriminell. Sollte ein Virus, wie das der Vogelgrippe, in einer solchen Klinik mutieren. Es wird nirgens anders einen besseren Ort vorfinden um sich rassend schnell auszubreiten.

Und zum Schluss noch etwas, was mich am meisten bedrückt hat:

Nachmittag 14 Uhr. Der Vater stinkt schon wunderbar nach billigem Fussel. Seine etwa achtjährige Tochter sitzt neben ihm ......die linke Wange Tennisball gross geschwollen. Mit einem Papierchen tupft sie den Eiter, der nicht aufhören will zu fliessen, aus dem Mundwinkel.

Später treffe ich die Kleine wieder bei der Medikamentenausgabe. Sie bekommt dort Antibiotika und wohl die erste Zahnbürste und Tube Colgate in ihrem Leben.

DAS ist Thailand - fernab des Disneythailand Samuis und Co.


Ich sehe mich als Freund Thailands - doch leider muss ich mich auch hin und wieder für meinen Freund schämen.

Erich
16.11.2006, 22:28
Hallo Phommel,

ein wirklich nachdenklich stimmender Beitrag. Ich war bisher nur eine knappe Woche im Isaan, habe aber weit mehr als eine Woche gebraucht, um die Eindrücke zu verarbeiten. Einiges hat mich tatsächlich an die ehemalige DDR erinnert, es waren aber weniger die materiellen Dinge als vielmehr die Menschen. Im heutigen Deutschland ist es nicht nur der Temperatur wegen kälter als in Thailand oder eben der DDR. Wie lange hast Du im untergegangenen Arbeiter- und Bauernstaat leben müssen (dürfen)? Bei mir waren es 25 Jahre, mit 18 ein schwerer Unfall und eine hervorragende Versorgung im Krankenhaus, auch wenn es an allen Ecken materiell gefehlt hat, aber so engagierte Ärzte und Schwestern, wie ich sie damals erlebt habe, sucht man heute in Deutschland vergebens - so man nicht Privatpatient ist. Sorry, aber das musste jetzt mal so raus.

17.11.2006, 02:25
aber so engagierte Ärzte und Schwestern, wie ich sie damals erlebt habe, sucht man heute in Deutschland vergebens - so man nicht Privatpatient ist. Sorry, aber das musste jetzt mal so raus.

Hi Heimwerker

Meine Aussage mit dem Bauernstaat war eigentlich bloss auf dies aufgebaut, was man uns in der Schweiz gelernt hat. Warum es nicht so ganz funktionierte in der dunklen östlichen Welt.


Es kommt mir so vor, dass in Thailand auf jemanden gewartet wird, der es dann schon richten wird.

Hua Hin
17.11.2006, 16:47
Ja Ja, Phommel,
da machste was mit.
Erst zum Oberfaker erklärt und dann wird man noch für`n Ossie gehalten, :aetsch: ouderr?


Phommel postete:
Es kommt mir so vor, dass in Thailand auf jemanden gewartet wird, der es dann schon richten wird.

Hast Du da an jemand Bestimmtes gedacht? :cool:
Nee, im Ernst, dein Bericht hat mich schon berührt. Wenigstens könnte man den lieben Vierbeinern ein Hausverbot erteilen. Wäre mindestens mal ein Anfang.
Gibt es in Sachen Hygiene grosse regionale Unterschiede?
Ist ja schon ein krasser Unterschied, wenn Hospitäler in Bangkok Weltruf
geniessen und man auf der anderen Seite von solchen Zuständen erfahren muss.

Gruss :wink:

17.11.2006, 17:11
Ja Ja, Phommel,
da machste was mit.
Erst zum Oberfaker erklärt und dann wird man noch für`n Ossie gehalten, :aetsch: ouderr?


Ich sag's Dir ...wäre Gad noch unter uns, ich wäre schon lange auf dessen Couch. :help:


Die Frage nach eventuellen regionalen Unterschiede würde mich auch interessieren.


Ich hätte es gerne fotographiert, wie die Hunde da in den Fluren zwischen den Betten mit Patienten gelegen haben und sich hin udn wieder genüsslich die Räude vom Fell kratzten. Meine Hemmschwelle bzw. auch die Achtung vor diesen Menschen in Not war einfach zu gross für mich.

Nur noch so viel: Zu diesem geschilderten Bild kam noch ein beissender Geruchscocktail aus Urin, Kacke und Kotze.

Ich gehöre sicherlich nicht zu den Mimose, was sowas angeht, aber da war ich froh schnell weg gewesen zu sein.



Krankenhäuser kosten Unsummen - das ist mir klar. Aber so lange es zahlreiche Angestellte, die wie zum Beispiel vor der Klinik einfach in Uniform gesteckt werden um den lieben langen Tag am Trillerpfeiffchen zu nuckeln, bin ich der Meinung, dass da sehr wohl Geld vorhanden ist, welches anderweitig sicher g'scheiter verwendet werden könnte.

Man könnte diesen Herren ja auch mal Mop & Eimer in die Hand drücken, aber man repräsentiert halt lieber, als wirklich was zu leisten.

Erich
19.11.2006, 22:09
Sorry Phommel,

der Ossi wollte Dich nicht zum Ossi erklären, dafür haben wir doch die Wessis, die uns die Arbeit abnehmen :aetsch: (jetzt aber Schluss mit Ossi-Wessi :kloppe: ).
War so mehr als Vergleich gedacht früher-heute-Thailand. Meine Freundin hat mich in LOS zum Zahnarzt geschleift, damit ich mir die Zähne bleechen lasse (Frau Doktor konnte zum Glück genug englisch, dass es nur auf eine gründliche Reinigung hinauslief). Soweit ich das beurteilen kann, Hygiene und Fachkompetenz top :super: - sie hat mich auf eine Plombe hingewiesen, die nicht mehr ganz ok ist, mein Zahnarzt hier musste erst röntgen, um auf das gleiche Ergebnis zu kommen (oder war das Rö. nur, weil's die Kasse zahlt...?). "Zweiklassenmedizin" dürfte wohl in Thailand das Stichwort sein und, wenn wir uns nichts vormachen, ist es mittlerweile hier genauso, nur momentan noch auf etwas höherem Niveau.

Hua Hin
25.11.2006, 14:25
Gerade in der TIP passend zum Thema gefunden:

Regierung will Ärztemangel lindern

Derzeit kommt in Thailand statistisch gesehen ein Arzt auf 2800 Einwohner, während die Zielvorstellung 1800 wäre. Deshalb werde man die nächsten sechs Jahre jährlich 750 zusätzliche Ärzte ausbilden, kündigte der Gesundheitsminister an. Jeder Distrikt soll einen Studenten auswählen, der dafür ein Stipendium erhält, nach Abschluß des Studiums aber in seinen Heimatbezirk zurückkehren und dort arbeiten muß. Das schlechte Verhältnis Arzt zu Patienten habe bei den Medizinern zu Arbeitsüberlastung, Zeitnot und einem höheren Fehlerrisiko geführt. tn

Kostenlose Krankenversorgung statt 30-Baht-Schema?

Gesundheitsminister Mongkol Na Songkhla erklärte, er werde den von der Thai Rak Thai geprägten Slogan für das 30-Baht-Schema “30 Baht kurieren alle Krankheiten“ nicht weiterverwenden, was aber nicht bedeute, daß er nicht dahinterstehe. Er überlege aber, den Selbstbehalt von 30 Baht abzuschaffen und alle mit dieser Krankenversorgung abgedeckten Leistungen kostenlos erbringen zu lassen. Er begründete diesen Schritt damit, daß diese Einnahmen erstens in keinem Verhältnis zu den tatsächlichen Kosten stünden und zweitens damit zu viel Bürokratie verbunden sei. Vor allem für Krankenstationen in der Provinz, die oft nur 120 oder 150 Baht pro Tag einnehmen, dafür aber eine Menge Verwaltungskram in Kauf nehmen müssen. Der neue Minister möchte auch die Gold Card abschaffen, den Ausweis der im Rahmen des 30-Baht-Schemas Versicherten. Alle diese Änderungen sollen “sehr bald“ kommen. tn