Zum Menü: Kakerlaken an Affenhirn

Die Welt ist groß, die Artenvielfalt unseres Planeten erst recht und der Mensch ist ein Allesfresser. Und der Allesfresser an sich reist auch gern mal und schaut sich die Territorien seiner Artgenossen an. Otto-Normal-Urlauber macht es sich in der Regel recht einfach: Wiener Schnitzel mit Pommes im Hotel-Restaurant und ein Bier dazu. Man kann natürlich den Urlaub in seiner Hotel-Burg verbringen, 14 Tage lang am Strand braten und deutsche Hausmannskost am Hotelbuffet All-Inclusive dazu genießen. Wer Land und Leute kennen lernen und zudem ein bisschen in die landestypische Kultur schnuppern möchte, der wagt ein paar Schritte durch die Straßen und Märkte seines Urlaubslandes. Und trifft an so manchem Stand auf die sprichwörtliche Exotik fremder Länder - vom Mitbringsel bis zum Mittagssnack. Rohes, Gekochtes, Frittiertes - Gegorenes, Vergammeltes und Stinkendes. Die Welt is(s)t wahrlich fremd.

Andere Länder, andere Tischsitten
Je nach Land und vorherrschender Fauna und Flora kommen verschiedene Dinge auf den Gasttisch. Es mag für den Schwein-, Huhn- und Rindfleischgewohnten deutschen Magen eine neue Erfahrung sein, in Australien Krokodil und Känguru zu speisen, in Südafrika in ein saftiges Straußensteak zu beißen oder eben eine geräucherte Fledermaus in Indonesien anzuknabbern. Und da fängt sie an, die obskure Welt des "was der Bauer nicht kennt, frisst er nicht" und dem sich überwinden - der Höflichkeit und Neugier wegen.

Vielbeiniges Essen
Wahre Herausforderungen warten in den Sudküchen Südostasiens. Das legendäre Affenhirn aus Indiana-Jones-Verfilmungen - gibt es wirklich. Auch sonst isst man hier nicht zimperlich und präsentiert eine Menükarte, auf der es nur so wimmelt von exotischen Namen und zugehörigen Gaumenfreuden: Ameisen, Kakerlaken, Spinnen, Skorpione, Maden. Immerhin, diese Gerichte krabbeln nicht direkt in den Mund, man hat sie vorher getrocknet und frittiert, zudem sollen die Sechs- und Achtbeiner jede Menge Proteine enthalten. In Indonesien werden die Krabbler sogar in Schokolade gehüllt angeboten - so viel Nährwert hat selbst die gute Schweizer Schoki nicht zu bieten.

Luftige Speisen
Die Kunst des Frittieren ist sicher eine dem Urlaubergaumen verträgliche Form. Was auch immer frittiert wurde, man kann es sicher verdauen. Etwas herausfordernder sind da die Genussarten von roh verarbeitetem Fisch und Fleisch. Roh oder das, was es einmal war. Stockfisch ist nichts allzu Unbekanntes, auch Dörrfleisch kennen wir aus der regionalen Küche. In Afrika ist es eben Elefantenfleisch oder Gnu, das irgendwo in Streifen geschnitten in der Sonne verdorrt. In anderen Gegenden vergammelt schon mal der Fisch an der frischen Seeluft - um später noch gegessen zu werden.

Gammelfisch der Wikinger
Doch wir müssen gar nicht soweit in die Ferne. Das schöne Europa kennt Fleisch- und Fischverarbeitungsformen, die der deutsche Magen nur ungern willkommen heißen würde. Sie gehen einher mit bestialischem Gestank und Tränen treibenden Ausdünstungen. Auf Island genießt die alte Fischergarde noch heute zur Winterzeit ein Gericht namens Hákarl - fermentierter Hai. Der (eigentlich giftige) Eishai wird nach dem Fang in der Erde verbuddelt, gammelt dort für einige Monate vor sich hin, bis sich das Gift im Fleisch zersetzt hat und eine immerhin essbare Masse entstanden ist. Über den Geschmack des Hákarl gibt es wenig Aussagen, die meisten, die es probierten, sahen die Geschmacksknospen vom Geruch des Ganzen übertüncht und haben kräftig nachgespült. In Schweden wird der Surströmming (fauliger Hering) sogar in Dosen verkauft. Zubereitungsanleitung: Unter Wasser öffnen, und nicht in geschlossenen Räumen essen!

Von Kopf bis Fuß
Noch gewöhnungsbedürftiger und nur für hart gesottene Gourmets ist wohl das Essen, das seinem Verspeiser noch in die Augen blicken kann. Können Sie einen Hummer verdrücken, dessen schwarze Knopfaugen sie flehentlich anschauen? Ja, dann können Sie auch Fischaugen-Suppe in Südostasien essen, oder einem Schafskopf auf ihrem Teller mutig entgegenblicken. Die Norweger und Isländer ziehen Schafe vor, die Ungarn Schweine. Da wird das ganze Tier verwertet. Von Kopf bis Fuß - im wahrsten Sinne des Wortes, denn Schweinefüße sind eine Delikatesse im Gulaschland, als Suppenbeigabe oder auch gepökelt. Auch der Kanadier verwertet gern soviel wie möglich vom Fisch. Selbst die Zungen vom Kabeljau werden frittiert geknuspert oder auch gern mal roh geschlürft. Meist gehört eine Portion Mut zum kulinarischen Ausflug, der Lohn ist eine überraschend schmackhafte Sache und ein Urlaubserlebnis, das Sie so schnell nicht vergessen werden.
Quelle: http://reisen.t-online.de/c/13/06/80/80/13068080.html