In den Straßen Bangkok liefern sich Regierungsanhänger und Oppositionelle heftige Kämpfe

[img_l:3kghisuo]http://img.stern.de/_content/63/68/636867/bangkok-unruhen_250.jpg[/img_l:3kghisuo]Die thailändische Armee hat in Straßenschlachten zwischen rivalisierenden Demonstranten in der Hauptstadt Bangkok eingegriffen, der Ministerpräsident verhängte den Ausnahmezustand. Ein Demonstrant wurde getötet, Dutzende verletzt. Unruhen gab es auch auf der Ferieninsel Phuket.

Die seit Tagen andauernden Massenproteste gegen die Regierung in Thailand sind gewaltsam eskaliert. Tausende Anhänger von Regierung und Opposition lieferten sich in der Nacht zum Dienstag in der Hauptstadt Bangkok schwere Zusammenstöße, in deren Verlauf mindestens ein Mensch getötet und dutzende weitere verletzt wurden. Regierungschef Samak Sundaravej verhängte den Ausnahmezustand über die Hauptstadt und forderte die weiter vor dem Regierungssitz ausharrenden Demonstranten zum Abzug auf.

Ein Anführer der Opposition rief dazu auf, die Proteste ungeachtet des Versammlungsverbotes fortzusetzen. An dem seit einer Woche besetzten Regierungssitz zogen hunderte Polizisten und Soldaten auf. "Die Soldaten mussten aus ihren Kasernen kommen, um den Frieden wieder herzustellen", sagte Armeechef Anupong Paojinda.
Zusammenstöße zwischen Polizei und Demonstranten


Die Straßenkämpfe ereigneten sich unweit des Regierungssitzes, der seit einer Woche von tausenden Anhängern der oppositionellen Volksallianz für Demokratie (PAD) belagert wird. Fernsehbilder zeigten Demonstranten mit Helmen und Schlagstöcken, die aufeinander losgingen und sich gegenseitig mit Steinen bewarfen. Auf den Straßen lagen blutende Menschen. Ein Sprecher des nationalen Rettungszentrums sagte, ein Mensch sei getötet und 44 weitere seien verletzt worden. Drei der Verletzten wiesen demnach Schusswunden auf. Bei dem Toten handle es sich um einen 53-jährigen Mann, der mit stumpfen Gegenständen geschlagen wurde und anschließend in einem Krankenhaus starb.



Ausnahmezustand in Bangkok
Regierungschef Samak forderte die Demonstranten auf, vom Regierungssitz abzuziehen. "Niemand hat das Recht, das zu tun, was sie getan haben", sagte er bei einer im Fernsehen übertragenen Pressekonferenz. "Ich habe keine andere Wahl gehabt, als den Ausnahmezustand zu verhängen, um das Problem ein für alle Mal zu lösen", fügte er hinzu. Armee und Polizei würden über die Einhaltung der Maßnahme wachen. Den Bewohnern von Bangkok versicherte Samak, der Ausnahmezustand werde den Alltag in der Stadt nicht beeinträchtigen. "Das Leben wird normal weitergehen", sagte er. Der Ausnahmezustand werde nicht lange aufrecht erhalten. Es werde keine Ausgangssperre geben.


Der Medienmogul Sondhi Limthongkul, einer der Anführer der oppositionellen PAD, sagte vor 5000 Anhängern am Regierungssitz, diese sollten sich durch die Verhängung des Ausnahmezustands nicht einschüchtern lassen und weiter demonstrieren. Er behauptete, die regierungstreuen Aktivisten würden bezahlt. Sie erhielten rund vier Euro am Tag.

Rücktritt des Ministerpräsidenten gefordert
Vor dem Regierungssitz harren seit Dienstag vergangener Woche tausende PAD-Anhänger aus. Die aus militanten Nationalisten, Anhängern des Königs und Gewerkschaftern bestehende Partei fordert den Rücktritt von Samak. Sie sieht in dem Sieger der Parlamentswahl vom vergangenen Dezember eine "Marionette" des 2006 in einem unblutigen Militärputsch abgesetzten Vorgängers Thaksin Shinawatra. Der wegen Korruption angeklagte ehemalige Regierungschef entzieht sich im britischen Exil einem Prozess in seiner Heimat. Eine Sondersitzung des Parlaments am Sonntag brachte keine Lösung der politischen Krise. Samak lehnte Forderungen der Protestbewegung und der Opposition ab, das Parlament aufzulösen und Neuwahlen abzuhalten.

Von den Massenprotesten gegen die thailändische Regierung waren in den vergangenen Tagen auch tausende Urlauber betroffen. Der Flughafen auf der beliebten Ferieninsel Phuket war zwei Tage lang geschlossen, nachdem am Freitag mehr als 5000 Demonstranten auf die Startbahn gerannt waren. Am Sonntag wurde der Flughafen wieder in Betrieb genommen. Auch der Flugverkehr an anderen Flughäfen des südostasiatischen Landes sowie der Bahnverkehr waren durch die Proteste beeinträchtigt.

DPA/AFP


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