Aarau löst Reis-Krise aus

Von Thomas Knellwolf. Aktualisiert am 11.09.2009

http://www.derbund.ch/zeitungen/wirt...story/20568003

Ein Aargauer Amt löst den europäischen Lebensmittel-Alarm aus. Und lässt Thailand um seine Reis-Exporte fürchten.

Die Affäre, die Thailand um seinen Agrarhandel bangen lässt, nahm ihren Anfang in der Oberen Vorstadt 14 – im beschaulichen Aarau. Dort hat das kantonale Amt für Verbraucherschutz seinen Sitz. Dessen Beamte beschlossen eines schönen Tages, Reisprodukte auf unerlaubte Gentechnik hin zu untersuchen. Bei Grossverteilern und in Asia-Shops erstanden sie Reis, Instant-Milchreis, Reispapier für Frühlingsrollen, Reiscracker und Reisteigwaren.

Und siehe da: In einigen der Nudelpackungen fanden sich Spuren von verbotenem Genreis. Die Folgen: Der Aargau löste via Bern und Brüssel europaweit Lebensmittelalarm aus. Zwei der Produkte – eines mit chinesischem, eines mit thailändischem Reis – verschwanden sofort aus den Regalen. Und die Gesundheitsbehörde der EU konfrontierte die Botschaften beider Länder in Brüssel mit den Aarauer Entdeckungen.

Panik in Bangkok

In Peking war man sich solche Resultate gewohnt, doch in Bangkok brach Panik aus. Die thailändische Regierung fürchtete um die Spitzenposition im internationalen Reisgeschäft. Eine Spitzenposition, die darauf beruht, dass die USA und China Europa nicht garantieren können, dass ihr Reis bar jeder Gentechnik ist.

Bangkok wollte nicht glauben, was nicht sein durfte: dass in thailändischen Produkten erstmals künstlich veränderte Organismen nachgewiesen worden waren. Das Land zweifelte die Aargauer Untersuchungsergebnisse an und schickte einen – gelinde gesagt – nicht sehr diplomatischen Brief an die Schweiz. Eine Nachprüfung durch ein deutsches Labor bestätigte jedoch: In den beanstandeten Reisnudeln fanden sich deutliche Spuren des rund um den Globus verbotenen Genprodukts Bt63.

Aus Angst um ihren Exportschlager stellte die thailändische Regierung eigene Untersuchungen an. Auch dort tauchten Spuren der Reissorte auf, die besonders resistent gegen Schädlinge, aber weltweit nirgends zugelassen ist. Woher sie stammen, konnten die Behörden nicht eruieren. In einem Schreiben nach Brüssel und Bern vermuten sie, dass der Bt63-Reis aus China nach Thailand geschmuggelt worden war.

In der Folge gelang es Bangkok, Europas vereinigte Verbraucherschützer zu überzeugen, man habe das Problem im Griff. So konnte Thailand den drohenden Importstopp der EU und der Schweiz abwenden. Fürs Erste wenigstens: Das Amt in der Oberen Vorstadt 14 in Aarau, dem neu als Regierungsrätin Biobäuerin und Reitpädagogin Susanne Hochueli vorsteht, lässt nicht locker: Es kündigte gestern neue Stichproben an.[/quote]