Währungskrise in Südasien weitet sich aus
20.08.2013 · Nicht nur in Indien, auch in Indonesien, Malaysia und Thailand stehen die Kurse der Landeswährungen unter Druck. Verantwortlich sind vielfach hausgemachte Probleme.
er Abwertungsdruck auf die Währungen mehrerer südasiatischer Länder lässt nicht nach. Es ist nicht nur die Erwartung einer Straffung der amerikanischen Geldpolitik und der damit verbundene Anstieg der Anleiherenditen, der Verluste südasiatischer Währungen gegenüber dem Dollar begünstigt. Gleichzeitig nehmen auch die Zweifel an der wirtschaftlichen Dynamik besonders in jenen Ländern zu, die unter einer Kombination aus schwachem Wirtschaftswachstum, hohen Inflationsraten und erheblichen Defiziten in der Leistungsbilanz leiden. Daher verkaufen Kapitalanleger aus den Industrienationen derzeit Wertpapiere und Währungen aus vielen Schwellenländern, darunter auch aus Südasien.
In Indien erreichte am Dienstag der Wechselkurs mit 64,12 Rupien je Dollar den tiefsten Stand seiner Geschichte, ehe Gerüchte über Stützungskäufe der Zentralbank in Mumbai für eine leichte Kurserholung sorgten. In den vergangenen drei Monaten haben ausländische Anleger indische Aktien und Anleihen über 12 Milliarden Dollar abgestoßen. Obgleich die Regierung in Delhi nach eigenen Angaben den Kapitalabfluss ins Ausland stoppen und im Gegenzug Kapitalzuflüsse aus dem Ausland anregen möchte, bleibt die Stimmung am Markt gegen die Rupie eingestellt. So erwarten die Analysten der schweizerischen Großbank UBS eine weitere Abwertung auf 70 Rupien je Dollar.
Auch der Ringgit und der Baht stehen unter Druck
In Djakarta fiel der Kurs der indonesischen Rupiah am Dienstag auf ihren tiefsten Stand seit vier Jahren. Auch am Aktienmarkt fielen die Kurse; über die vergangenen vier Handelstage summieren sich die Verluste auf rund 11 Prozent. Nach Berechnungen der Nachrichtenagentur Bloomberg haben ausländische Anleger in den vergangenen zwei Tagen indonesische Aktien im Wert von 255 Millionen Dollar verkauft. Händler sprachen von Sorgen über weitere Erhöhungen der Leitzinsen angesichts der hohen Inflationsrate und des Defizits in der Leistungsbilanz. Die Inflationsrate beträgt 8,6 Prozent. Der Preis für Kreditausfallderivate (CDS) auf fünfjährige Staatsanleihen stieg auf 283 Basispunkte. Damit sind indonesische Staatsanleihen-CDS teurer als ihre Pendants aus Italien und Spanien.
Unter Abwertungsdruck stehen auch der malaysische Ringgit und der thailändische Baht. Die Wirtschaft Thailands ist erstmals seit dem Jahr 2009 und für viele Beobachter unerwartet in eine Rezession eingetreten, für die unter anderem ein schwacher Export verantwortlich zeichnet. Gegenüber dem Dollar fiel der Kurs des Baht am Dienstag auf ein Jahrestief.
„Widerstand ist zwecklos“
Die Schwäche der Währungen in vielen Schwellenländern - neben Südasien gehören auch Länder wie Südafrika und Brasilien dazu - treffen viele Anleger in den Industrienationen unerwartet. Während Aktien aus Schwellenländern immer als riskant angesehen wurden, priesen viele Banken und Fondsgesellschaften Anleihen aus diesen Ländern nicht nur als attraktiv verzinste, sondern auch als sichere Alternative zu den niedrigverzinslichen Anleihen aus Nordamerika und Europa. Dementsprechend tun sich viele Anlageberater mit der aktuellen Situation schwer. Die Einschätzungen schwanken zwischen einem trotzigen Festhalten an den Schwellenländern als attraktivem Anlageziel und der Empfehlung, Bestände zu reduzieren und erst nach einer Beruhigung der Finanzmärkte wieder in diese Regionen zurückzukehren.
So will die Hamburger Fondsgesellschaft Hansainvest von einer generellen Verdammung der Anleihen aus Schwellenländern nichts wissen. Allerdings sieht sie die Ertragschancen zunächst weitgehend auf den Anleihekupon begrenzt; mit Währungs- oder Kursgewinnen rechnet sie eher nicht. Aus Vorsichtsgründen rät sie zu einer Bevorzugung kurzer Laufzeiten. „Widerstand ist zwecklos“ überschreibt die amerikanische Investmentbank Morgan Stanley eine Analyse der Schwellenländerwährungen mit einem Zitat aus der Fernsehserie „Raumschiff Enterprise“. Unter Druck blieben Währungen aus Ländern mit erheblichen wirtschaftlichen Schwierigkeiten. So erwartet Morgan Stanley eine weitere Abwertung der indonesischen Rupiah.
Quelle: F.A.Z.
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