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Hier einige Kostproben aus dem Buch "Reisen in Siam im Jahre 1863" von Dr. Adolf Bastian.
Die Zauberer kennen verschiedene Arten der Phi-Khun, die sie in Form von Knochen und Steinen in den Leib dadurch Erkrankter zaubern. Die gefährlichsten aber sind die Phi-Xim, die der Geisterdoktor, wenn es gelingt sie auszutreiben, in der Gestalt eines krähenähnlichen Vogels, fortfliegen sieht. Er muß dann noch beim Patienten bleiben, denn in dem Augenblick, wo er ihn verlassen würde, kehrt die Krähe zurück und zerhackt die Eingeweide, sodaß der Tod des Erkrankten unausbleiblich wäre.
Die Zauberer der Laos, sowohl wie der Karen sind wohlerfahren in der Zauberkunst der Sai Khun, indem sie sich auf die haut eines Büffel setzen und dieselbe durch Hexerei (Jek) zusammenschrumpfen lassen, sodaß sie zuletzt nur mehr auf eine Handbreite reduziert ist. Dieses komprimierte Stück Haut wird dann in Wasser aufgelöst. Wenn man davon gegen einen Baum spritzt, so verdorrt dieser. Spritzt man aber gegen einen Menschen, so erfolgt der Tod, da sich in dessen Inneren die Haut wieder zur ursprünglichen Größe und Form eines Büffels aufbläht und so den Körper zerreisst.
Beim Verbrennen der Leiche bleibt ein Klumpen zäher Masse unverkohlt zurück. Die Siamesen bestechen oft die Bestatter ihnen ein Stück davon zu beschaffen, denn wer etwas davon gegessen hat, bleibt von den Folgen dieses zaubers geschützt.
Die Laos werden von den Siamesen gefürchtet, weil sie Phi Phob (als spiritus familiaris) in ihren Häusern halten.
Ein einem Zauberer dienstbar gemachter Phi Phob kann als Sai Khun in den Körper anderer geschickt werden und verwandelt sich dort in einen Klumpen Fleisch oder Leder, wodurch er zu unheilbarer Krankheit und in der Folge zum Tod führt.
Wenn nach der Zitierung (Geisterufen) eines bösen Geistes, der Magier ihm im richtigen Augenblick den Kopf abschlägt, so verwandelt sich die Seele eines Mannes in einen Phi-Kahang, die einer Frau in einen Phi-Kasü. Der Kopf geht in der Gestalt eines feurigen Balles eines Gespenstes herum (Phai-Lok). Der kopflose Rumpf bleibt im Haus zurück, wird aber bei Tagesanbruch wieder mit dem Kopf vereint.
Von einem hastigen und gierigen Esser sagen die Siamesen Phi takla Khao (er ist von einem Phi takla besessen). Der Phi takla ist ein Dämon, der nie gesättigt werden kann und alles frisst.
Die Mae Sü wird als spezielle Schutzpatronin der Kinder angesehen. Wenn ein Kind stürzt ohne sich zu verletzen, so hat es Mae Sü mit ihren Händen aufgefangen.
Ihr sind sogar Lieder gewidmet:
"Oh, in Farben strahlende Dame, oh Engel, so jung und schön, strecke deine Hände aus und breite aus dein magisches Netz.
Entfalte deine Wunderkraft. Die Augenbrauen in hochgeschwungenem Bogen dicht beisammen, die Wimpern lang und fein.
Um den schwellenden Busen hebt sich im Atem das flatternde Tuch. Ach, schön bist Du, herrlich und schön, in Farben strahlende Dame,
oh in Gold strahlende du!"
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