Die Totenfeier der Thais
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Von Duangdee (Khun Daeng), deutsche Bearbeitung: Frank Setzer

Die buddhistische Trauerfeier ist in ganz Thailand im Prinzip gleich und unterscheidet sich von Provinz zu Provinz nur geringfügig.

Da sich alle thailändischen Buddhisten verbrennen lassen, spielt der Friedhof in Thailand keine wesentliche Rolle. Die Asche wird meist ins Meer gestreut.

Manche Familien teilen die Asche in drei Teile. Der größte Teil wird ins Meer gestreut, der zweite Teil in das Aschenlager des Stammtempels, wo auch die Überreste der Vorfahren liegen. Der dritte Teil kommt in ein kleines Gefäß mit Deckel und wird zu Hause am Buddhaaltar aufbewahrt.

Besonders die Asche von Eltern oder Großeltern wird so lange Zeit in Ehren gehalten.

Am Tag des Todes wird vom Arzt ein Totenschein ausgestellt. Dieser muss dann innerhalb von 24 Stunden beim Einwohnermeldeamt vorgelegt werden.

Im Kreis der Familie wird besprochen, in welchem Tempel und in welchem Zeitraum die Trauerfeier stattfinden soll. Darüber hinaus beschließt man, welche Angehörigen und Bekannte informiert werden sollen.

Im Leichenwagen wird die Leiche zum Tempel gebracht.

In der Halle, bzw. Sala, in der die Trauerfeier stattfinden soll, wird der Verstorbene auf eine Liege gelegt. (In den meisten Tempeln Thailands gibt es viele Hallen - in Form von einem Pavillon gebaut, die man Sala nennt. Jeder Sala ist nummeriert und trägt meist den Namen des großzügigen Spenders.)

Bevor die Leiche in den Sarg kommt, wird ihr von den Familienmitgliedern, Verwandten sowie Trauergästen sauberes Wasser, das oft mit thailändischem Parfüm veredelt ist, langsam auf die rechte Hand gegossen. Dieses symbolische „Reinigen“ soll von allen bösen Gedanken und Taten zwischen den Verstorbenen und den Lebenden befreien.

Der Lebende bittet den Verstorbenen um Vergebung. Er selbst verzeiht dem Verstorbenen ebenfalls. Dies soll die Seele beruhigen. Alle Schuldgefühle werden neutralisiert, so dass sich die Seele ohne Belastung frei entscheiden kann, wohin sie sich bewegt. Obwohl niemand bestätigen oder nachprüfen kann, ob es eine Seele nach dem Tode gibt, bemühen sich die Thais um den Toten, damit er möglichst sauber, schuldfrei und mit großer Würde zu seinem nächsten Ziel kommt.

Zwar zerfällt der Körper nach dem Tod, die Energie der Seele(Odem) ist jedoch unsterblich.

Die Seele ist totlos. Der Name des Toten, seine Taten und Worte, ja sein ganzes Wirken auf der Erde bleiben in den Erinnerungen seiner Mitmenschen erhalten.

Nachdem alle Gäste den Verstorbenen mit Wasser begossen haben, wird die Leiche behutsam

in den Sarg gelegt. Der Sarg ist entweder rot oder weiß, kunstvoll und mit goldenen Mustern verziert. Zur feierlichen Optik wird mit prachtvollem Blumenschmuck dekoriert. In den höheren Rängen der Gesellschaft sind die Särge meist in weiß.

Die Zeit von der Aufbewahrung bis zur Verbrennung kann unterschiedlich lang sein. Das hängt vom gesellschaftlichen Stand und von der Würde des Betroffenen ab. Beim Durchschnittsthai beträgt sie 7 Tage. Bei den Ärmeren, mit nur wenigen Verwandten, nur 3 oder 5 Tage. Je höher der gesellschaftliche Rang, desto länger wird die Verbrennung hinausgezögert.



Im Einzelfall kann das bis zu einem Jahr dauern. Dies hat einen bestimmten Grund. Verwandte, Freunde und Bekannte, die bei der Wasserbegießung nicht dabei sein konnten, haben so längere Zeit Gelegenheit an der Trauerfeier, nämlich der Verbrennung, teilzunehmen. (sie sind vielleicht auf Reisen, sind krank oder schwanger etc.) In dieser Zeit wird der Leichnam mit verwesungshemmendem Formalin behandelt. Alternativ dazu wird auch tiefgekühlt.