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Thema: Das Reiterdenkmal von Rama V

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  1. #1
    Mitglied Avatar von Erwin
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    AW: Das Reiterdenkmal von Rama V

    Hier eine alte Aufnahme (entsprechend ist die Qualität) von der Enthüllung des Denkmals, wo sich Rama V (Chulalongkorn) gewissermassen selbst monumentalisiert. Die Aufnahme ist von 11.11.1908
    Erwin
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  2. #2
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    AW: Das Reiterdenkmal von Rama V

    Übrigens heißt das Reiterstandbild auf Thai พระบรมรูปทรงม้า (etwa: phra boromma ruup ssong mah).
    Das ist etymologisch nicht uninteressant, weil man –wie immer in Verbindung mit dem König- eine besonders hohe, im Alltag nicht verwendete Sprache benutzt:
    „boromm“ oder „boromma“ (บรม) kommt direkt aus dem Pali „parami“ (= „höchst perfekt“) und bedeutet „höchst exzellent“. Diese Bedeutung wird noch verstärkt durch vorangestelltes „prah“ (พระ), was etwas Verehrungswürdiges, Nobles bedeutet.
    „ruup“ (รูป) bedeutet Gestalt, Figur, Bild, Darstellung
    „ssong“ (ทรง)ist ein Verb, das mit königlichen Tätigkeiten benutzt wird. „song mah“ (ทรงม้า ) bedeutet „auf dem Pferd reiten“.
    Insgesamt also etwa „verehrungswürdige, höchst exzellente Gestalt, die ein Pferd reitet“.
    So hat man auch durch den Namen des Denkmals das Ansehen des Königs geschickt vermarktet.

    Natürlich hat man damals (1908) auch eine Briefmarke mit diesem Reiterstandbild ausgegeben. (über 40 Baht; "Baht" wurde damals von den Ausländern "Tikal" genannt, was mit dem hebräischen "Shekel" verwandt ist.

    Erwin
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  3. #3
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    AW: Das Reiterdenkmal von Rama V

    Ich finde es erstaunlich, dass nach der Errichtung des Reiterdenkmals von Rama V lange Zeit, nämlich 24 Jahre lang, kein weiteres Denkmal mehr errichtet wurde. Das hängt natürlich auch damit zusammen, dass die Thais solche Bronzedenkmale lange nicht selbst herstellen konnten (was für mich schwierig zu verstehen ist, da die Thais doch schon lange Buddhastatuen herstellen konnten, aber vielleicht ist das ja eine ganz andere Technik?)
    Das nächste öffentliche Denkmal, bei dem ein König in Lebensgröße oder größer dargestellt wurde, war das Denkmal von Rama I. Es steht an der Auffahrt der Phra Putthayodfa-Brücke (kurz Saphan Phut = สะพานพุท genannt) und wurde von Rama VII (Prajadhipok) in Auftrag gegeben. Der Entwurf stammte von einem Thai (Prinz Narit, auch Prinz Narisa genannt)), aber die Ausführung geschah in Mailand, durch einen Künstler namens Corrado Feroci. In Thaiquellen steht, die Ausführung sei durch „Sin Phirasi“ bzw. „Silpa Bhirasri“ erfolgte, das ist kein Widerspruch, denn 1944 wurde Feroci Thailänder und nahm diesen Thainamen an.
    Der Anlass zur Aufstellung dieses Denkmals waren die Feierlichkeiten zum 150-jährigen Bestehen der Chakri-Dynastie. Auch die genannte Brücke, welche die erste Verkehrsbrücke über den Chaopraya war, wurde 1932 eröffnet, gerade mal 2 Monate vor Abschaffung der absoluten Monarchie. Übrigens war die Brücke zunächst in der Mitte aufklappbar, so dass auch große Schiffe durchfahren konnten. Der Bau der Brücke hat 4.000.000 Tikals (Baht) gekostet, 1 Mio hatte Rama VII gestiftet, ½ Mio war durch Sammlungen zusammengekommen.
    Das Denkmal (bild 1) zeigt Rama I in Überlebensgröße, sitzend. Auf seinem Schoß liegt ein Schwert, das von seinen Händen erfasst wird.
    Das 2. Bild zeigt eine alte Aufnahme von der Eröffnung der Brücke, links der Denkmalbereich von Rama I.
    Erwin
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  4. #4
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    AW: Das Reiterdenkmal von Rama V

    Nachdem 1932 die absolute Monarchie durch eine konstitutionelle ersetzt worden war, erhielt Corradi Feroci (damals nannte er sich noch so) von der neuen Regierung den Auftrag, ein Denkmal für Khorat zu entwerfen. Es sollte eine Statue von Thao Suranari (ท้าวสุรนารี) werden, eine Heldin im Kampf gegen die Laoten. 1827, als Vientiane unter siamesischer Souveränität stand, erhob sich der König von Laos, Anuvong,, um die Unabhängigkeit von Siam zu erringen, und fiel mit einer Armee in Khorat ein. Bei dem erfolgreichen Abwehrkampf soll nach Prinz Damrong Thao Suranari, die Frau des Gouverneurs von Khorat, eine entscheidende Rolle gespielt haben. Doch waren die 1857 verstorbene Thao Suranari und die ganze Geschichte beim Volk von Siam, auch bei den Bewohnern Khorats, in der Mitte der dreißiger Jahre, als die Revolution stattfand, praktisch in Vergessenheit geraten.
    Aber 1933 gab es in Khorat eine von Prinz Boworadet angeführte royalistische Rebellion, die deutlich machte, dass die Bewohner von Khorat keineswegs 100% hinter der neuen konstitutionellen Monarchie standen. Das Monument der Heldin, die geholfen hatte, eine Rebellion gegen die Zentralregierung von Siam zu unterdrücken, sollte die Bewohner Khorats daran erinnern, dass eine Rebellion gegen die Zentralgewalt in Bangkok keinen Erfolg versprach. Das Denkmal sollte eine Erinnerung an die (früheren) patriotischen Tugenden der Khorater sein. Die Geschichte wurde stark ausgeschmückt und popularisiert. Das Denkmal wurde im Januar 1935 feierlich enthüllt, es stand (oder steht noch?) am Tor von Khorats rekonstruierten Stadtmauern.
    1967 wurde an anderer Stelle (am „central square“) eine weitere Statue aufgestellt, modelliert nach der alten Statue Ferocis. In den frühen neunziger Jahren hat sich hier eine Art Verehrungskult entwickelt, wo Blumen niedergelegt und Räucherstäbchen angezündet werden. Im Zusammenhang damit entstand ein lebhaftes Geschäftsleben in der unmittelbaren Nähe der Statue. Hier sprach man liebevoll von „Großmutter Mo“ ( ย่า โม). Denn Thao Suranari war ein Titel (etwa: „gallante Dame“), ebenso wie ihr Titel „Khun Ying“ von Rama II verliehen. Eigentlich hieß sie einfach (Frau) Mo.

    Aber ein lokaler Lehrer demystifizierte die Gestalt und zeigte auf, welche Gedanken hinter der Politisierung dieser Figur in Wahrheit steckten und wie die Fakten durch nationalistische Ideologie verfälscht worden waren. Er verließ Khorat schon bald fluchtartig , da er um sein Leben fürchten musste. 1995 schrieb dann eine Studentin der Thammasat-Universität eine Masterarbeit über die Hintergründe, woraufhin in Khorat eine Protestdemo mit 50.000 Teilnehmern stattfand. Ein Büchlein, das die Studentin zum Thema schrieb, wurde in Thailand verboten.
    Es muss noch gesagt werden, dass mir nicht klar ist, ob es sich wirklich um zwei Denkmale handelt, wie ein Kapitel „mnemonic sites“ in einem detaillierten Buch über thailändische Geschichte beschreibt, oder nur um ein Denkmal, das man an einen neuen Platz gestellt hat, wie Quellen im Internet behaupten… Vielleicht wohnt ja jemand von Euch in Khorat und weiß etwas darüber?

    Erwin
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  5. #5
    Der Heimwerker Avatar von Erich
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    AW: Das Reiterdenkmal von Rama V

    Meine Frau stammt aus Korat, kennt aber nur das eine Denkmal, eine kleinere Figur steht dann noch in Wat Salaroi in dem "JaMo" beigesetzt wurde.

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    Grüße aus Thüringen

    Erich


  6. #6
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    AW: Das Reiterdenkmal von Rama V

    Danke Erich!

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  7. #7
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    AW: Das Reiterdenkmal von Rama V

    Ich hatte mich schon länger gefragt, an welchen Sieg denn das Victory Monument in Bangkok erinnern soll, habe mich aber erst jetzt ein wenig genauer mit dieser Angelegenheit befasst.
    Der thailändische Name อนุสาวรีย์อนุสาวรีย์ชัยสมรภูมิ (etwa „Anusawari Chaisamoraphum“) setzt sich aus drei Elementen zusammen, die allesamt aus dem Sankrit bzw. Pali stammen. อนุสาวรีย์ (anusawari) bedeutet Denkmal, Monument. ชัย (chai) bedeutet siegen, gewinnen, สมรภูมิ (samoraphum) bedeutet Schlachtfeld, also “Denkmals des siegreichen Schlachtfeldes“.
    Der Name bezieht sich auf die Auseinandersetzung, die zwischen Thailand und Französisch Indochina vom Dez. 1940 bis Jan.1941 stattfand. Thailand hatte 1904 und 1907 größere Gebiete an Laos und Kambodscha abgeben müssen und wollte nun diese Gebiete wieder zurückerobern. Es war die Zeit der Vichyregierung, als größere Teile Frankreichs von Deutschland besetzt waren. Über die Invasion der Thais in Laos und Kambodscha und den Verlauf der Kämpfe kann man bei Wikipedia und anderen Quellen im Internet genauer nachlesen. Die Kämpfe verliefen durchaus nicht nur siegreich für Thailand, eine Seeschlacht bei Koh Chang war sogar ein völliges Desaster. Als ich in Trat war und das dortige historische Museum besuchte, sah ich eine Videoschau über die Bombardierungen von Trat und die Kämpfe, wobei –wenn ich mich recht erinnere- zwei von drei beteiligten Thaischiffen untergingen bzw. manövrierunfähig wurden. Der Text der Videodarstellung sprach heldenhafter Verteidigung und Erfolgen…
    In den nachfolgenden Verhandlungen in Tokyo (unter Führung Japans) erhielt Thailand die Provinzen Siemreap, Battambang und Sayaburi zugesprochen. Dies wurde jedoch 1946 wieder annulliert, mit der Rückgabe der genannten Provinzen erklärte sich Thailand einverstanden, weil es nur so Mitglied der Vereinten Nationen werden konnte. Der „Sieg“, auf den sich das Victory Monument bezieht, war also zeitlich sehr befristet. So bezieht sich das Victory Monument auf einen „Sieg“, der eigentlich keiner war und der keinen Bestand hatte.
    Im Zuge der Auseinandersetzungen hatten 59 Thais das Leben gelassen, darunter Soldaten der Infanterie, der Marine, der Luftwaffe sowie Polizisten. Das habe, so thailändische websites, bei den Thais Stolz auf und Liebe zum Vaterland entfacht. Durch die Auseinandersetzungen sei Thailand in der ganzen Welt bekannt geworden. Zu Ehren der gefallenen Helden errichtete man dann das Denkmal.
    Das in aller Eile (innerhalb weniger Monate) errichtete Denkmal zeigt keine einheimischen Stilmerkmale. Es ist ein 50m hoher Obelisk, auf dessen Sockel 5 Personen stehen, nämlich je ein Verstreter von Infanterie, Marine, Luftwaffe, Polizei und ein „ziviler Freiwilliger“. Zwar stammt der Entwurf der 5 Personen wieder von Feroci, aber mit der Ausführung war der Künstler dann überhaupt nicht einverstanden und nannte das Monument ein „Denkmal der Peinlichkeit“. Die 5 Personen sind im Stil von Statuen gehalten, wie sie typisch sind für die unter Hitler, Mussolini und Stalin errichteten Denkmale. Heute sehen viele Thais das Dokument nur als ein Symbol für die damalige Militärregierung unter Phibulsonkram, die rückblickend sehr kritisch gesehen wird.

    Erwin
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