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Ich hatte mich schon länger gefragt, an welchen Sieg denn das Victory Monument in Bangkok erinnern soll, habe mich aber erst jetzt ein wenig genauer mit dieser Angelegenheit befasst.
Der thailändische Name อนุสาวรีย์อนุสาวรีย์ชัยสมรภูมิ (etwa „Anusawari Chaisamoraphum“) setzt sich aus drei Elementen zusammen, die allesamt aus dem Sankrit bzw. Pali stammen. อนุสาวรีย์ (anusawari) bedeutet Denkmal, Monument. ชัย (chai) bedeutet siegen, gewinnen, สมรภูมิ (samoraphum) bedeutet Schlachtfeld, also “Denkmals des siegreichen Schlachtfeldes“.
Der Name bezieht sich auf die Auseinandersetzung, die zwischen Thailand und Französisch Indochina vom Dez. 1940 bis Jan.1941 stattfand. Thailand hatte 1904 und 1907 größere Gebiete an Laos und Kambodscha abgeben müssen und wollte nun diese Gebiete wieder zurückerobern. Es war die Zeit der Vichyregierung, als größere Teile Frankreichs von Deutschland besetzt waren. Über die Invasion der Thais in Laos und Kambodscha und den Verlauf der Kämpfe kann man bei Wikipedia und anderen Quellen im Internet genauer nachlesen. Die Kämpfe verliefen durchaus nicht nur siegreich für Thailand, eine Seeschlacht bei Koh Chang war sogar ein völliges Desaster. Als ich in Trat war und das dortige historische Museum besuchte, sah ich eine Videoschau über die Bombardierungen von Trat und die Kämpfe, wobei –wenn ich mich recht erinnere- zwei von drei beteiligten Thaischiffen untergingen bzw. manövrierunfähig wurden. Der Text der Videodarstellung sprach heldenhafter Verteidigung und Erfolgen…
In den nachfolgenden Verhandlungen in Tokyo (unter Führung Japans) erhielt Thailand die Provinzen Siemreap, Battambang und Sayaburi zugesprochen. Dies wurde jedoch 1946 wieder annulliert, mit der Rückgabe der genannten Provinzen erklärte sich Thailand einverstanden, weil es nur so Mitglied der Vereinten Nationen werden konnte. Der „Sieg“, auf den sich das Victory Monument bezieht, war also zeitlich sehr befristet. So bezieht sich das Victory Monument auf einen „Sieg“, der eigentlich keiner war und der keinen Bestand hatte.
Im Zuge der Auseinandersetzungen hatten 59 Thais das Leben gelassen, darunter Soldaten der Infanterie, der Marine, der Luftwaffe sowie Polizisten. Das habe, so thailändische websites, bei den Thais Stolz auf und Liebe zum Vaterland entfacht. Durch die Auseinandersetzungen sei Thailand in der ganzen Welt bekannt geworden. Zu Ehren der gefallenen Helden errichtete man dann das Denkmal.
Das in aller Eile (innerhalb weniger Monate) errichtete Denkmal zeigt keine einheimischen Stilmerkmale. Es ist ein 50m hoher Obelisk, auf dessen Sockel 5 Personen stehen, nämlich je ein Verstreter von Infanterie, Marine, Luftwaffe, Polizei und ein „ziviler Freiwilliger“. Zwar stammt der Entwurf der 5 Personen wieder von Feroci, aber mit der Ausführung war der Künstler dann überhaupt nicht einverstanden und nannte das Monument ein „Denkmal der Peinlichkeit“. Die 5 Personen sind im Stil von Statuen gehalten, wie sie typisch sind für die unter Hitler, Mussolini und Stalin errichteten Denkmale. Heute sehen viele Thais das Dokument nur als ein Symbol für die damalige Militärregierung unter Phibulsonkram, die rückblickend sehr kritisch gesehen wird.
Erwin
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