Ich habe mich jetzt noch einmal näher mit dem Denkmal von Thao Suranari = Yah Mo befasst, da mir ein Aufsatz darüber in die Hände gefallen ist. Vielleicht (sicher bin ich mir nicht) interessiert Euch, was ich gefunden habe. Wie oben schon gesagt, glauben die (meisten) Thais aus Korat, dass „Ya Mo“ ein Heldin des Krieges von 1827 gewesen ist, doch hat eine Doktorandin an der Thammasat Universität, Saipin K., wohl 1995 eine Doktorarbeit „Die Polititk hinter dem Denkmal von Thao Suranari“ geschrieben, in der die „Heldentaten“ als zu bestimmten nationalistischen Zwecken frei erfunden entlarvt werden.
Nachdem die Doktorarbeit auch noch als Buch veröffentlicht wurde, kam es 1996 in Khorat zu einer Protestbewegung. Es wurde ein Flyer entworfen, in dem etwa folgendes steht (ich kürze auf das Wesentliche): Der Inhalt dieser Veröffentlichung hat bei der Bevölkerung Verwirrung gestiftet und Zweifel geweckt. Die Taten von Ya Mo werden als aus politischen Motiven frei erfunden dargestellt. Es wird behauptet, viele Leute dächten, Ya Mo sei ein Geist ( = phi) oder Engel ( = thepharak), aber keine geschichtlich existente Heldin.
Die Bewohner von Khorat sind äußerst aufgebracht über und beleidigt durch diese schändlichen Behauptungen. Außerdem werden in der Arbeit der Laote Cao Anuwong von Vientiane (der Korat für Laos rückerobern wollte) und seine Absichten weitaus zu positiv dargestellt. Die Autorin schreibt also Dinge, die eine Thai nicht schreiben sollte. Denkt daran, dass die jüngere Generation und nachfolgende Generationen von Khoratern dazu gebracht würden, entsprechend den Ansichten dieser Veröffentlichung zu denken. Das würde die Geschichte Thailands auf den Kopf stellen.
Lasst uns daher gegen die Gruppen vorgehen, die diese Publikation ermöglicht haben. Wir verlangen, dass die offiziellen Stellen der Provinz Khorat und des Fine Arts Departments, die ja die (Interpretation der) Geschichte verantworten müssen, öffentlich die heroischen Taten Suranaris als wahr erklären, so dass die Khorater ebenso wie alle Thais in Zukunft den Tugenden Suratanis huldigen.
Wir wollen das Ansehen und die Ehre von Großmutter Mo, Khorats Heldin in Fleisch und Blut, für immer wiederherstellen, und die Erinnerung und (Suratanis) Glanz für die thailändische Nation bewahren.
Unterzeichnet hat eine „Gruppe von Abkömmlingen Großmutter Mos und das Volk von Khorat. Datum 27.2.1996.
Dann werden die Khorater aufgefordert, am 4.3.1996 um 15Uhr zu einer Demonstration zu kommen…
Tatsächlich kamen zu dem angegebenen Zeitpunkt 20-25.000 Khorater zum Demonstrieren. Viele trugen Kopfbänder „Meine Großmutter war eine Kriegerin“. Spruchbänder sagten „Mich kann man beleidigen, aber nicht meine Großmutter“. Strohpuppen von der Autorin Saipin K., dem Direktor der Thammasat Universität und von weiteren Personen, welche die Veröffentlichung der Doktorarbeit ermöglicht hatten, wurden verbrannt. Dazu wurden Chillipfeffer und Salz verbrannt, ein magisches Ritual, um alle mit der Veröffentlichung der Arbeit zu verfluchen. Der Anführer der Demonstration hielt ein Exemplar der Veröffentlichung hoch, er trennte den Umschlag ab und verbrannte feierlich die Textseiten (den Buchdeckel nicht, weil darauf ein Abbild der Suranari-Statue zu sehen war).
Einige Politiker sprachen auch, ein hoher Politiker aus Bangkok ließ erklären, auch er sein ein „Sohn von Großmutter Mo“. Der Provinzgouverneur von Khorat nahm von den Demonstranten eine Petition entgegen und erklärte, er würde dafür sorgen, dass die Forderungen erfüllt würden.
Es sollte untersucht werden, ob die Beteiligten der Veröffentlichung vielleicht gegen das Gesetz der Königsbeleidigung verstoßen hätten. Es wurde verlangt, dass eine Ethikkommission untersuchen sollte, ob die Thammasatuniversität nach den gültigen ethischen Grundsätzen gehandelt habe. Es wurde verlangt, dass die Thammasat Universität die Doktorarbeit wiederrufe. Der Matichonverlag sollte alle noch vorhandenen Kopien des Buches herausrücken und zerstören, die Publikationen dieses Verlags sollten boykottiert werden. Frau Saipin S. selbst sollte innerhalb von 15 Tagen bei Anwesenheit der Presse zu Suranaris Denkmal kommen, um öffentlich Vergebung zu erbitten. Presse, Radio und Fernsehen sollten darüber berichten. Danach sollte Saipin S. für die Provinz Khorat als „persona non grata“ erklärt werden.
Angesichts der Wut der Khorater hat Saipin S. Khorat verlassen, ihre dortige Stelle als Lehrerin hat sie aufgegeben, sie hielt sich eine Zeitlang versteckt, später ging sie nach Bangkok und erhielt hier eine Stelle im Erziehungsministerium.
Erwin