Das Konzept der Wandlung
Warum müssen Höllengeldscheine und Gegenstände des täglichen Lebens eigentlich verbrannt werden?
Nun, man glaubt, dass beim Verbrennen eine Transformation, eine Wesensverwandlung stattfindet, chinesisch „hua“ genannt. Nach chinesischem Glauben haben die Dinge dieser Welt und die des Jenseits nicht die gleich Art der Existenz. Durch den Prozess der Verbrennung wird es den Dingen des Diesseits ermöglicht, ins Jenseits zu gelangen und dort weiter zu existieren. Seit der Songdynastie kennt man das rituelle Verbrennen von Papier, es wurde Huazhi (Wandlung von Papier) genannt.
Verbrennen heißt auch zerstören. Das heißt, man opfert die Gegenstände, die man verbrennt. Man glaubt, dass aus dem nachgeahmten Geld im Jenseits echtes Geld werde, das man dort benutzen könne. Hou (in seiner Doktorarbeit über „monnaie d’offrande“ =Opfergeld) nennt das „qualitative Wandlung.
Das Geld kann sich bei der Wandlung aber auch vermehren, eventuell in Verbindung mit magischen Sprüchen. Das ist die so genannte quantitative Wandlung. Das Feuer, unterstützt vom Wind, lässt die Opfergaben dem zukommen, dem die Opfer zugedacht sind.
Verbrennt man eine größere Menge Opfergeld im Freien, so geschieht es häufiger, dass der Wind die Papierfetzen hochwirbelt. Dies gilt als Zeichen für die Annahme des Opfers. Das Opfer wird nicht immer angenommen, die Wandlung gelingt nicht immer. Dieses nicht angenommene Geld wird auf einem großen und immer riesiger werdenden Berg, dem „Berg des defekten Geldes“ („po qian shan“), aufgehäuft. Gründe für die Nichtannahme des Opfers können sein: jemand glaubt nicht an Buddha; jemand hat einen Menschen getötet; jemand hat Weit getrunken; oder jemand, der dem Tode nahe ist, verbrennt Papiergeld, um sich loszukaufen…
Erwin