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Thema: Höllengeld

Hybrid-Darstellung

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  1. #1
    Mitglied Avatar von Erwin
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    AW: Höllengeld

    Hier sehen wir einen 500-Euro-Schein, bei dem unser 50er nachgeahmt wird. Selbst das Hologramm unten rechts findet sich, wenn auch der beim echten Schein gewohnte Kippeffekt, bei dem sich die 500 in ein Architekturelement verwandelt, natürlich nicht eintritt.
    Man hat einfach den 500er kopiert und links das Portrait mit dem Zusatz „tongyong difu“ = „in der Unterwelt zu benutzen“ hinzugesetzt und die Farbe von „500 Euro“ verändert.
    Der zu der Serie gehörende 50-Euro.-Schein, den ich eigentlich hier zeigen wollte, ist so gut nachgeahmt, dass mein Scanner sich weigert, ihn zu kopieren!
    Auf der Rückseite beginnt die Nr. mit einem X, was bedeutet, dass das der Kopie zugrundeliegende Original für Deutschland gedruckt worden war.
    Gefunden in Bangkok, 2004. Das passt auch zur Unterschrift „Trichet“, der ja seit Nov. 2003 Präsident der Europäischen Zentralbank war.
    Erwin
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    Geändert von Erwin (11.06.2017 um 12:30 Uhr)

  2. #2
    Mitglied Avatar von Erwin
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    AW: Höllengeld

    Auf diesem Höllengeldschein über 1.000.000.000 Yuan findet sich kein Portrait, sondern eine Art dreiteiliges Tor, darauf steht "ming du cheng", d.h. Hauptstadt der Dunkelwelt. Vor dem Tor findet sich ein so genannter Geldbaum. Es ist ein Baum, an dessen Ästen Cashmünzen wachsen. Im Chinesischen gibt es den Ausdruck „den Geldbaum schütteln“, d.h. reich werden.
    Außerdem finden sich auf einem Podest 6 goldene Sycees, das sind Edelmetallbarren (gab es eigentlich nur in Silber, aber auf Höllengeld sind sie stets aus Gold, Gold ist ja noch mehr wert). Diese Silberbarren mit ihrer spezifischen Form waren früher Zahlungsmittel, sie wurden jeweils gewogen…

    Bangkok, 90er Jahre

    Erwin
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  3. #3
    Da Österreicher Avatar von wein4tler
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    AW: Höllengeld

    Ist wirklich unglaublich wieviel Mühe hier aufgewendet wird zur Herstellung von Geister- oder Höllengeld. Ob die Verstorbenen drüben, wo immer sie sind, diese Geldscheine ebenfalls sammeln?

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  4. #4
    Mitglied Avatar von Erwin
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    AW: Höllengeld

    Der Pfau hat in China nur wenig Symbolwert. Bei Doré wird er z.B. überhaupt nicht erwähnt. Eberhard sagt, der Pfau versinnbildliche Würde und Schönheit, auch vertreibe er Geister. Frayne fügt noch hinzu, der Pfau symbolisiere eine hohe Position im Beamtentum.
    Insgesamt gibt es den Pfau auf Höllengeldscheinen recht selten. Oft ist es kaum möglich, Phoenix und Pfau zu unterscheiden. Auf dieser Note, sie stammt aus den 90er Jahren, von Bangkok (aber von China importiert), handelt es sich aber eindeutig um den Pfau…
    Erwin
    ÃÙ» ÃÙ»  

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  5. #5
    Mitglied Avatar von Erwin
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    AW: Höllengeld

    Das Konzept der Wandlung
    Warum müssen Höllengeldscheine und Gegenstände des täglichen Lebens eigentlich verbrannt werden?
    Nun, man glaubt, dass beim Verbrennen eine Transformation, eine Wesensverwandlung stattfindet, chinesisch „hua“ genannt. Nach chinesischem Glauben haben die Dinge dieser Welt und die des Jenseits nicht die gleich Art der Existenz. Durch den Prozess der Verbrennung wird es den Dingen des Diesseits ermöglicht, ins Jenseits zu gelangen und dort weiter zu existieren. Seit der Songdynastie kennt man das rituelle Verbrennen von Papier, es wurde Huazhi (Wandlung von Papier) genannt.
    Verbrennen heißt auch zerstören. Das heißt, man opfert die Gegenstände, die man verbrennt. Man glaubt, dass aus dem nachgeahmten Geld im Jenseits echtes Geld werde, das man dort benutzen könne. Hou (in seiner Doktorarbeit über „monnaie d’offrande“ =Opfergeld) nennt das „qualitative Wandlung.
    Das Geld kann sich bei der Wandlung aber auch vermehren, eventuell in Verbindung mit magischen Sprüchen. Das ist die so genannte quantitative Wandlung. Das Feuer, unterstützt vom Wind, lässt die Opfergaben dem zukommen, dem die Opfer zugedacht sind.
    Verbrennt man eine größere Menge Opfergeld im Freien, so geschieht es häufiger, dass der Wind die Papierfetzen hochwirbelt. Dies gilt als Zeichen für die Annahme des Opfers. Das Opfer wird nicht immer angenommen, die Wandlung gelingt nicht immer. Dieses nicht angenommene Geld wird auf einem großen und immer riesiger werdenden Berg, dem „Berg des defekten Geldes“ („po qian shan“), aufgehäuft. Gründe für die Nichtannahme des Opfers können sein: jemand glaubt nicht an Buddha; jemand hat einen Menschen getötet; jemand hat Weit getrunken; oder jemand, der dem Tode nahe ist, verbrennt Papiergeld, um sich loszukaufen…
    Erwin

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  6. #6
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    AW: Höllengeld

    Schade, dass so wenige etwas schreiben… ich will versuchen, in Zukunft etwas mehr zu posten. Hier nochmal zum Thema Höllengeld. Vielleicht interessiert den Einen oder Anderen von Euch ein Schein, den ich von meiner letzten Reise mitgebracht habe, er ist einer der schönsten Höllengeldscheine, die je ausgegeben wurden, denke ich.
    Der Schein verwendet die modernen „kurzen“ Schriftzeichen.
    Unten am Rande steht 天地银行 (tiāndì yínháng), das ist der Name der ausgebenden Bank: Tiandi-Bank.: Tiandi bedeutet wörtlich „himmlicher Ort“ und kann mit Paradies übersetzt werden.
    Die Wertstufe lautet捌万两(bā wàn liǎng), wörtlich 8mal 10.000 Liang, also 80.000 Liang. Liang war/ist eine Gewichtseinheit, meist für Silber, aber auch für Gold, entspricht heute 50g. Also 80.000mal 50g Silber bzw. Gold。
    Rechts finden Sie unter der roten Wertstufe ein Gefäß, auf dem in Langzeichen 聚寶盆 (jùbǎopén) steht, d.h. wörtlich „Schatzgefäß“; entsprechend sieht man am oberen Rand des Gefäßes goldene Münzen herausragen.
    Links sieht man ein achteckiges Gebilde, Bagua genannt, chinesisch heißt das八卦 (bāguà). Im Deutschen spricht man auch von den „Acht Trigrammen“. Es sind Symbole (und in diesem Fall Wörter und Zahlen), die der Weissagung dienen.
    Leider sind die Zeichen um das Bagua herum in der oberen Hälfte alle von der Goldfolie bedeckt, so dass ich sie im Moment nicht lesen kann. Es wäre zu aufwändig, die Zeichen zu rekonstruieren, obwohl ich vielleicht Noten fände, die solche Zeichen ohne Goldfolie zeigen.
    Am linken Rand steht vertikal angeordnet平安吉样 (píng'ān jíyàng), = sicher und gesund.
    Am rechten Rand entsprechend 财丁兴旺 (cáidīng xīngwàng), Bedeutung: Das Glück möge gedeihen!
    Ganz oben, gewissermaßen als Überschrift, steht祖先币 (zǔxiānbì), das heißt „Geld für die Ahnen“ oder „Geld für die Vorfahren“.
    Um den Reichtum, den man dem oder den Verstorbenen, für die man das Geld verbrennt, wünscht, zu betonen, hat man noch 2 große und 6 kleine gelbe Sycees aufgezeichnet. Gelb = aus Gold. Das Wort „Sycee“ (im Englischen Saissie gesprochen) kommt aus dem Kantonesischen „saici“, Auf Hochchinesischen wird es „xìsī ausgesprochen, es kann also nicht daher kommen. Sycees waren in der Qingdynastie von speziellen Silberschmieden hergestellte Silber- oder Goldbarren bestimmter Form, die nach Gewicht gehandelt wurden.

    Erwin
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  7. #7
    Mitglied Avatar von frank_rt
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    AW: Höllengeld

    Hallo Erwin.
    Ich glaube schon das sich der eine oder andere dafür interessiert, aber für die meisten von uns hier ist das nur buntes Papier.
    Das ist nicht böse gemeint, und das die Symbole und Wertzeichen einen Sinn haben entgeht zumindest mir. Ich finde diesen Bericht aber trotzdem sehr interessant

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    veni, vidi, et abierunt

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