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Für lange Zeit berichtet Weiler nichs Mitteilenswertes. Im Mai 1906 schrieb er, dass viele Einheimische in Bangkok der Cholera zum Opfer gefallen seien. Das liege am Wasser: am Schluss der Trockenheit sei die Qualität des den Kanälen entnommenen Wassers sehr schlecht, da alle Aborte in diese entleert würden. Wasser, das während der Regenzeit in Tanks gesammelt wurde, war gegen Ende der Trockenzeit immer aufgebraucht, Brunnen gab es damals keine in Bangkok!
Im Kuli 1906 reiste Weiler nach Lampang. Das war mit ca. 50.000 Einwohnern die drittgrößte Stadt Siams, nach Bangkok und Chiengmai. Weiler sagt, in Lampang lebten sehr viele Laoten. Die hätten ein ausgesprochenes Rassebewusstsein und wollten nicht mit Siamesen verwechselt werden. Ihr Körper sei meist von der Taille bis zu den Knien mit Mustern dunkel tätowiert, so dass es aussehe, als hätten sie graue Badehosen an. Während die Siamesinnen ihr Haar kurz trugen, trugen die Laotinnen es lang.
Außerdem gab es –neben den vielen Chinesen- zahlreiche „Shans“, die aus den Shanstaaten kamen. Auch die „Shans“ trugen langes Haar, aber anders als bei Chinesen war das Haar nicht zu einem Zopf gebunden.
Damals war in Lampang die (indische) Rupie das meist gebrauchte Zahlungsmittel, der Tikal wurde mit 12,5% Abschlag auch angenommen. Die Bahn sollte hierhin gebaut werden, um diese Gegenden, die nur lose zu Siam zu gehören schienen, zu siamisieren.
Im Februar 1904 hatte der russisch-japanische Krieg begonnen, der mit einer Niederlage der Russen endete. 1906 schrieb Weiler, dass sich die Folgen dieser Niederlage unangenehm bemerkbar machten. Bisher hatte der Norddeutsche Lloyd praktisch das Monopol für die Schifffahrt zwischen Siam und Hongkong. Jetzt hatte die japanische Reederei Nippon Husen Kaisha 4 Schiffe auf dieser Line eingeschoben, es entbrannte ein schlimmer Tarifstreit, der Norddeutsche Lloyd beförderte nunmehr Passagiere auf der genannten Strecke für nur 2 Mark!
Okt.1906 berichtet Weiler, die siamesische Regierung plane, die Bahn nach Süden bis „Singora“ (d.i. das heutige Sonkla) fortzuführen, mit einer Nebenlinie nach Trang. Spurweite 1 m. Streckenlänge 900 km. Die Mittel dazu sollten durch ausländische Anleihen beschafft werden.
Für April 1908 schreibt Weiler, in Bangkok seien viele gut situierte Siamesen zum Automobil übergegangen. Aber die Lebensdauer eines Autos in Bangkok betrug nur ca. 5 Jahre, die Anschaffungskosten waren enorm, die Unterhaltskosten seien anfangs gering, würden aber bald sehr hoch (Reparaturen wegen der holprigen Straßen etc): Daher blieb Weiler bei einem Ponygefährt. Er sagt, der Wagen habe 800 Tikals gekostet, zwei Ponys 550 Tikal, das Geschirr 300 Tikals, zusammen also 1650 Tikals.
Weiler beklagt, dass der französische und britische Einfluss immer mehr zunehme, der deutsche dagegen weniger werde.
Am 24.1.1908 wurde die Strecke nach „Petriu“ vom König eingeweiht. Das eigens hierzu errichtete Festzelt bilde ich hier mal ab. Es hat übrigens 10.000 Tikals gekostet.
Und jetzt folgt eine Bemerkung, die das Verhältnis Mark-Tikal, über das wir oben spekuliert haben, genauer bekannt wird: Ein neues Gesetz legte 1908 den Wert eines Tikals auf 55,8 centigramm Gold fest. Nach deutschem Münzgesetz ist der Wert der Reichsmark 35,8 centigramm Gold, so ergibt sich 1 Tikal = 1,55 Mark. (1 centigramm = 0,01g). –Meine frühere Berechnung beruhte auf der –Wikipedia entnommenen- falschen Annahme, 1 Tikal sei 16 Att, aber in Wirklichkeit war ein Tikal 64 Att. Die auf falschen Voraussetzungen beruhende Falschrechnung tut mir leid!
Erwin (Forts.folgt)
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