Weiler schloss im Dez. 1892 den Vertrag ab, wonach er in Thailand für einen bestimmten Streckenabschnitt die Leitung der vorbereitenden und danach der durchzuführenden Arbeiten übernehmen sollte. Der Monatslohn betrug 600 Tical plus eine Reisepauschale von 120 Tical. Die Währungsbezeichnung Tikal ist verwandt mit dem hebräischen Wort Schekel, wurde aber nur von den Ausländern benutzt, nicht jedoch von den Siamesen. Es ist nicht ganz klar, wieviel Geld das war, doch wird es als „fürstliches Gehalt“ bezeichnet.

Am 16.1.1893 schiffte L.Weiler sich ein, er fuhr mit dem Dampfer „Neckar“ von Norddeutschen Lloyd nach Singapur. Unterwegs feierte man Kaisers Geburtstag. Am Vorabend war Zapfenstreich, danach spielte die Kapelle die Nationalhymne und den Preussenmarsch. Am nächsten Morgen ging es weiter: „Heil Dir im Siegerkranz“, „Die Wacht am Rhein“ und „Deutschland, Deutschland über alles“. Das Schiff hatte Flaggenschmuck angelegt, der Kapitän versammelte die Passagiere und brachte ein Hoch auf Seine Majestät aus.

Von Singapur ging es am 14.2. weiter nach Bangkok, mit einem anderen Schiff, dessen Kapitän Holländer war, während die Mannschaft aus Chinesen und Malaien bestand. Am 18.2. kam das Schiff an der Bangkoker Barre an, wo es vor Anker gehen musste. Ein Lotse kam am Morgen und brachte das Schiff in den Bangkoker Hafen. Schiffe mit mehr als 3.90m Tiefgang konnten die Barre damals nicht überqueren. – L.Weiler stieg im Oriental Hotel ab, wo damals ein Deutscher namens Korndorff als Manager arbeitete.

In der Nähe der Flussmündung lag der Ort Paknam. Eine 20 km lange Eisenbahnverbindung zwischen Paknam und Bangkok war zwar fertiggestellt, aber noch nicht in Betrieb. L.Weiler musste eine Barkasse benutzen, die ihn zum Oriental brachte. Zu beiden Seiten des Flusses gab es Häuser auf Pfählen, manche Dörfer bestanden aus „floating houses“, die auf Tonnen oder Pontons gebaut waren. L.Weiler erkundete zunächst die unmittelbare Umgebung. Etwa 200-300 m vom Fluss entfernt gab es eine befestigte („macadamisierte“) Straße, 10 m breit, mit einer Gleisspur für eine Straßenbahn, die allerdings von Pferden gezogen wurde. Aber für den Europäer war es nicht „fashionable“, die Tramway zu benutzen. Rikshas gab es im Gegensatz zu Singapur kaum. Da man nicht zu Fuß gehen wollte, war man auf Pferdekutschen angewiesen. Es gab auch keine Fußwege.
Interessant finde ich folgende Bemerkung Weilers: „es ist für den Fremden sehr schwer, die siamesischen Frauen von den Knaben zu unterscheiden. ….die Gesichtsbildung besitzt nach unseren Begriffen nichts Weibliches. Die Kleidung stimmt mit der der Männer im wesentlichen überein.“
Erwin
Forts. folgt