Am 23.5. nahm L.Weiler an einer Feierlichkeit zur Leichenverbrennung teil, in Ayutthaya. In einem Boot ließ er sich dorthin rudern. Ein hoher Beamter –er trug den Titel „Pra“ (Pra Pidak), war 16 Monate vorher gestorben. Die Leiche wurde in einem kostbaren metallenen Sarg verwahrt, der in einem steinernen Häuschen stand. Neben dem Metallsarg stand ein Holzsarg mit vielen Schnitzereien, darin soll der Tote am Folgetag verbrannt werden. Die Feierlichkeiten erinnerten Weiler eher an einen Jahrmarkt. Etwa 1000 Personen nahmen teil. Selbst der Gouverneur von Ayutthaya war anwesend. Alle (oder fast alle) Personen waren in Weiß gekleidet, Weiß war die Trauerfarbe. Es gab eine Reihe von Aufführungen, Schattenbilder, Schauspieltheater, Kasperltheater.

Später ließ sich Weiler zurückrudern, von Ayutthaya bis Pak Preo brauchte man dazu 1 ganzen Tag. Was die Ruderboote betrifft, gibt es Zweier, Vierer und Achter, wobei die Ruderer stehend rudern, das Gesicht nach vorn.
Ein paar Tage danach musste Weiler dienstlich zum Gouverneur nach Saraburi. Die Fahrt im Achterruderboot dauerte von Pak Preo bis Saraburi 2 Stunden. Der Gouverneur war barfuß, trug einen Lendenschurz und eine Art Unterhemd. Die Zähne des erst etwa 25jährigen waren schwarz vom Betelkauen. Die Leute, die mit ihm sprechen, knien in der Regel, Hände auf dem Boden.

Zu jener Zeit gab es Spannungen zwischen Franzosen und Siamesen. 2 französische Kriegsschiffe fuhren in den Menam, als sie am Fort Paknam vorbeikamen, wurden sie beschossen, das Feuer wurde erwidert. 20 Siamesen und 3 Franzosen starben. Die Schiffe fuhren weiter bis Bangkok, aber dann wieder zurück. Danach war Bangkok für Europäer gesperrt. Läden in Sampaeng wurden geplündert, es gab viele Einbrüche. Insgesamt lagen vor der Mündung des Menam 7 europäische kriegsschiffe, 3 Franzosen, 2 Engländer, 1 Holländer, und 1 Deutscher (der „Wolf“, über die SMS Wolf kann man bei Wikipedia eine Menge finden, wen man Lust hat).
Nebenbei erwähnt L.Weiler, dass eine Ananas 4-5 Att kostete, was etwa 10 Pfennigen entsprach. . In „Att“ steckt unser Wort „8“, das Wort stamm aus dem Sanskrit. Im 1893 geltenden Währungssystem Siams galt 1 Baht (oder 1 Tical) = 25 Satang = 4 Salung = 16Att.

Weiler teilt dem Leser natürlich auch seine Beobachtungen über die Siamesen und ihre Arbeitshaltung mit. Ihm gegenüber wohnte ein Siamese mit Frau und Kind. Der hatte nichts, verdiente nichts, war trotzdem immer vergnügt. Brauchte er mal ein paar Atts, etwa um Reis zu kaufen, so half er ein paar Tage einem Reisbauern auf dem Feld. Alle Erdarbeiten der Bahn wurden von Chinesen (aus China bzw. Sumatra kommend) verrichtet, Siamesen wollten diese Art Arbeit nicht verrichten.

Im Sept. 1893 begab sich Weiler nach Bangkok, stieg wie stets im Oriental Hotel ab, das inzwischen von einem Engländer geleitet wurde. Er besichtigte auch Wat Saket, der als Ort von Leichenverbrennung bekannt war. Vornehme Siamesen wurden hier in reich mit Goldornamenten bestückten Särgen auf meterhohen Postamenten aufgebahrt. Leichen armer Leute wurden in einfachen Holzkisten verbrannt. Leichen von Verbrechern –davon wurden fast täglich welche eingeliefert- wurden von den Mönchen tranchiert und von Geiern und Hunden aufgefressen. Auf dem Tempelgelände gab es dauerhaft eine Geierkolonie, die auf frisches Fleisch wartete.

Erwin

Forts.folgt