Thailands Regierung hat Massnahmen zur Lockerung der Restriktionen im Umgang mit ausländischen Devisen abgesegnet. Damit soll das Er- starken des Baht abgedämpft werden. ...

mo. Bangkok, 24. Juli
Thailands Regierung hat am Dienstag die bis anhin geltenden Restriktionen bezüglich des Umgangs mit Devisen im Zahlungsverkehr mit dem Ausland stark gelockert. Ziel der Lockerung ist, den im regionalen Vergleich in den letzten Wochen starken Auftrieb der Landeswährung Baht gegenüber dem sich weiter abschwächenden US-Dollar abzudämpfen. Der Auftrieb des Baht droht Teile der hiesigen Exportindustrie, die gesamthaft über 60% des Bruttoinlandproduktes des Königreiches erarbeitet, im Vergleich zu vorab in Vietnam und China ansässigen Firmen konkurrenzunfähig zu machen.

Erste Entlassungen in der Textilbranche
Bereits wird über Fabrikstilllegungen in der Textilbranche gemunkelt, einige solche Betriebe haben schon Arbeitskräfte zu entlassen begonnen. Aber auch die Ertragslage von Grosskonzernen, wie beispielsweise dem weltweit operierenden Geflügelfleisch- und Viehfutterproduzenten CP Foods, ist beeinträchtigt worden. Der Baht, der vor zehn Jahren noch so stark an Schwindsucht litt, dass sein massiver Wertzerfall zum Anfang der die Region wie ein Steppenfeuer verheerenden Asienkrise wurde, hat im gesamten letzten Jahr gegenüber dem Dollar knapp 14% an Wert zugelegt, im laufenden Jahr belief sich der Auftrieb bisher auf nochmals 7,5%. Unter den Landeswährungen der Nachbarn in der Region hatte einzig der philippinische Peso einen ähnlichen Wertanstieg zu verzeichnen, während vergleichsweise harte Devisenregime den Auftrieb etwa des chinesischen Yuan und des vietnamesischen Dong gegenüber dem schwächelnden US-Dollar in Grenzen hielten.

Kapitalabfluss erleichtern
Im Unterschied zur faktischen starken Besteuerung aller ins Land fliessenden Kapitalströme, mit der die Bank of Thailand im vergangenen Dezember in- und ausländische Investoren vor den Kopf gestossen und den grössten Absturz der Bangkoker Börsenkurse aller Zeiten ausgelöst hatte, kommt das am Dienstag verabschiedete Massnahmenpaket nicht ganz unerwartet: Dessen sechs Punkte sind in den letzten Wochen in einem sehr speditiven Vernehmlassungsverfahren unter Einbezug von Wirtschaftsverbänden, Handelskammern, Ökonomieprofessoren und Devisenexperten der Zentralbank ausgearbeitet worden. Ein weiterer Unterschied besteht darin, dass es nicht darauf abzielt, den Zufluss von Kapital zu erschweren, sondern vielmehr dessen Abfluss ins Ausland zu erleichtern bzw. zufliessende Gelder vom bisherigen Zwang zum Eintausch in die Landeswährung zu befreien.

So dürfen gemäss dem wichtigsten Punkt hiesige Firmen fortan Exporterträge im Hinblick auf das Bezahlen potenzieller späterer Importe für 360 statt wie bisher nur 120 Tage im Ausland belassen; ins Inland transferierte Erträge können sie auf Devisenkonti einheimischer Banken künftig sogar unbeschränkte Zeit in Fremdwährung belassen. Auch Privatpersonen dürfen ab sofort im Ausland verdiente und ins Königreich transferierte Devisen für unbeschränkte Zeit auf hiesigen Fremdwährungskonti halten, statt sie wie bis anhin innert 15 Tagen in Baht wechseln zu müssen.

Enthusiastische Reaktion an der Börse
Allerdings sind diesen Devisenguthaben Obergrenzen gesetzt; Sie betragen 100 000 $ für Private und 5 Mio. $ für Unternehmen. Eine stabilisierende Wirkung auf den Baht erwarten sich Beobachter nicht nur von den gelockerten Umtauschvorschriften, sondern auch davon, dass fortan an der Bangkoker Börse kotierte Firmen ohne Bewilligung Devisen bis zu 100 Mio. $ pro Jahr erwerben dürfen, um damit im Ausland Direktinvestitionen zu tätigen. Wegen der zu erwartenden geringen Volumina weit weniger ins Gewicht fallen dürfte hingegen, dass Privatpersonen künftig auch bis zu 1 Mio. $ pro Jahr an im Ausland lebende Verwandte überweisen dürfen.

Wirtschaftskreise und auch die Börse haben das Massnahmenpaket mit Enthusiasmus begrüsst. Der Index der Stock Exchange of Thailand hat die Sitzung nach einem Anstieg um über 2% bei 880,95 Zählern geschlossen, einem seit mehr als zehn Jahren nicht mehr erreichten Höchststand. Allerdings bleibt zu vermuten, dass damit ein eigentlich eben gerade nicht beabsichtigtes Phänomen einhergegangen ist, nämlich ein den weiteren Auftrieb des Baht fördernder Zufluss ausländischen Kapitals. Denn für den bisherigen Indexanstieg um 30% seit Jahresbeginn sind vorab ausländische institutionelle Anleger verantwortlich, die im bisherigen Jahresverlauf bereits 4 Mrd. $ am Bangkoker Aktienmarkt investiert haben, 1 Mrd. davon allein seit Anfang Juli.

Quelle:NZZ