Im den folgenden Beiträgen möchte ich Sitten und Bräuche darstellen, wie sie in Thailand vor gar nicht langer Zeit üblich waren, Sitten und Bräuche, von denen einige auf dem flachen Land noch heute zu finden sind…

Der erste Beitrag beschäftigt sich mit den magischen Praktiken, die Männer anwandten, um sich die Liebe der Frauen zu sichern, und umgekehrt, wie Frauen die Liebe der Männer zu erzwingen versuchten. Hauptsächliche Quelle: Terwiel, Monks and Magic

Wollte ein Mann eine bestimmte Frau für sich gewinnen, so wandte er oft, wenn die Frau nicht wollte wie er, bestimmte magische Praktiken an, durch die er die Liebe der Frau erzwingen wollte. Er hatte viele Möglichkeiten, ich liste hier einige auf, nach der Stärke ihrer Wirksamkeit.

1) Er trug bestimmte Amulette, die ihn für die Frau attraktiver machen sollten.
2) Er ließ sich ein bestimmtes Tattoo einstechen. Die Wirkung des Tattoos konnte er dann durch bestimmte magische Sprüche, so genannte Khathas (????) verstärken.
3) Er rieb sich das Gesicht mit einem Puder ein und sagte ebenfalls dazu ein Khatha. Das Puder wurde mit Wasser gemischt und auf das Gesicht aufgetragen. Dabei gab es zwei Methoden, einmal konnte das nasse Pulver über das gesamte Gesicht gestrichen werden, die Methode hieß ‚Thabpääng’ (??????). Oder man trug mit den Fingerspitzen weiße Punkte auf das Gesicht auf, diese Art hieß ‚Pbapbääng’ (??????)
4) Er holte sich bei einem Mönch eine kleine Flasche, die mit einer klaren Flüssigkeit gefüllt war. Darin schwammen zwei hölzerne Bildchen. Das eine Bild war aus schwarzem Holz, 1,5 cm hoch. Das andere war von hellerem Holz und nur 1 cm groß. Die Flasche mit Inhalt wurde ‚Raagjom’ genannt, wahrscheinlich ??????? geschrieben. Das Fläschchen konnte in der Hemdentasche getragen werden, man glaubte, es beinhalte eine große Menge ‚Meddta’ (?????), d.h. ‚Gnade’. Man glaubte, ein solches Fläschchen müsse die Frau veranlassen, in Liebe zu dem Mann zu erglühen. Man glaubte, gewisse hoch angesehene Mönche könnten durch Meditation und bestimmte Gebete in Pali die Wirkung der Flasche initiieren.
5) Wenn die oben genannten Praktiken nicht zum Ziele führten, zeichnete er ein bestimmtes, aus dem Sri-Zeichen entwickeltes Symbol, Es wurde „Jann Naphathamam’ genannt (Thaischreibweise nicht genau bekannt). Während der Mann das Diagramm zeichnete, musste er intensiv an die Frau denken und einen bestimmten Zauberspruch sagen..
6) Er konnte auch dicht neben ihr sitzen, musste eine Zigarette rauchen, den Rauch tief in seine Lungen einatmen, und dann den Rauch ausatmen, so dass der Kopf der Frau vom Rauch eingehüllt wurde. Dazu musste er während des Ausatmens ganz leise einen Zauberspruch murmeln…
7) Ein noch stärkerer Zauber war: er musste mit dem großen Zeh des rechten Fußes ein bisschen Erde auskratzen, in die rechte Hand geben und auf dem Kopf verreiben. Dabei musste er die Erdgöttin, Mutter Thorani (???????), anrufen und um Hilfe bitten.

Nr. 6) und 7) werden als sehr starker Zauber angesehen, je stärker der Zauber, desto unangenehmer die Durchführung. Es ist ja nicht angenehm,. seine Herzallerliebste in Zigarettenrauch einzuhüllen; auch ist es einem Thai sehr unangenehm, Erde auf seinem Kopf zu verteilen, da Erde als etwas Niedriges, Schmutziges angesehen wird. Und mit dem Fuß etwas aus der Erde kratzen ist als eine sehr niedrige Handlung, ja als das Gegenteil einer Handlung (gewissermaßen eine Un-Tat) anzusehen. Und diese mit dem Fuß ausgekratzte Erde in die Hand zu geben, ist für den Thai etwas sehr Schlimmes, die Verkörperung von schlechtem Benehmen.

Führten die oben genannten Praktiken immer noch nicht zum Ziel, blieb eine letzte, wenngleich für die Frau gefährliche Magie übrig: Eine Flüssigkeit, (??????????) ins Essen mischen. Diese Flüssigkeit wurde aus der Leiche einer Person entnommen, die durch unglückliche Umstände ums Leben gekommen war. Am Wirksamsten war es, wenn die Flüssigkeit einer Frau entnommen wurde, die bei der Geburt ihres Kindes verstorben war. Derjenige, der die Flüssigkeit aus der Leiche gewinnen wollte, musste den Toten fest in seinen Armen halten, eine Kerze unter das Kinn des Toten halten und die Flüssigkeit aus dem Schädel entnehmen…
Ein einziges Tröpfchen von ‚nahmmanpraai’ wurde in das Essen der Frau gemischt. Aß die Frau das Essen, wurde sie in jeder Hinsicht eine Sklavin des Mannes, doch konnte die Flüssigkeit sie für den Rest ihres Lebens geisteskrank machen. Daher wandten es nicht viele Männer an.

Natürlich gab es auch Fälle, bei denen die Frauen die Liebe der Männer erzwingen wollten. Junge, unverheiratete Mädchen wenden die Praktiken normalerweise nicht an, die thailändische Gesellschaft verlangt von ihnen ein passives, zurückhaltendes Verhalten dem Mann gegenüber. Sie müssen warten, bis der Mann von sich aus an sie herantritt. Etwas Anderes war es bei schon verheirateten, deren Mann sie nicht mehr beachtete. Auch hier gab es wieder verschiedene Praktiken:
1) Eine Frau mischte etwas Scheidensekret in das Essen des Mannes. Daraufhin –so glaubte man- verlor er jedes Interesse an anderen Frauen. Sie musste das aber im Geheimen tun, fand der Mann es heraus, würde er sie streng bestrafen. Denn das Scheidensekret hatte die unangenehme Begleiteigenschaft, dass alle Tattoos und Amulette des Mannes ihre Wirkung verloren und er verletzlich wurde.
2) Prostituierte gingen etwas anders , aber ähnlich vor. Sie lösten etwas Scheidensekret in Wasser auf und besprengten damit die Türpfosten und den Querbalken über der Tür. Ein Mann, der in die Nähe der Tür kam, wurde nun magisch durch diesen Eingang ins Zimmer (zu der Prostituierten) gezogen. Er konnte einfach nicht widerstehen… Bemerkte er, dass er ‚ins Zimmer hineingezogen wurde’, konnte er seine Amulette noch jemandem geben, der draußen stand, sonst hätten sie ihre magische Wirkung verloren…
Wenn jedoch eine Frau fürchtete oder bemerkt hatte, dass eine andere Frau mit Hilfe ihres Scheidensekrets die Liebe zu ihr erzwungen hatte, musste sie versuchen, den Zauber rückgängig zu machen. Dazu benutzte sie Moos, dass sie von dem Bot eines Tempels abgekratzt hatte. Das mischte sie mit dem Schmutzwasser von Grund eines Bootes (wo die Planken zu faulen beginnen) und tat die Mischung unter sein Essen, und der alte Zauber war wirkungslos.

Joseph