Quelle: der Farang

Der alte Bangkoker Flugplatz Don Muang wird in rund sechs Wochen wieder für inländische und auch internationale Flüge geöffnet. Mit diesem überraschenden Beschluss setzte sich die Regierung über die Vorschläge des Transportministeriums und des Flughafen-Betreibers hinweg, die den 92 Jahre alten Airport nur für Inlandsflüge nutzen wollten. Bangkok wird somit zwei internationale Flugplätze haben, wie es in anderen Metropolen längst der Fall ist.

Die Wiedereröffnung von Don Muang wird vor allem von der Tourismusindustrie begrüsst, weil bei zwei Flugplätzen weitere internationale Carrier die thailändische Hauptstadt anfliegen können. Der am 28. September letzten Jahres eröffnete neue Flughafen Suvarnabhumi bewältigt in der Spitze bereits 70 Flüge in der Stunde und hat damit seine Kapazitätsgrenze erreicht. Suvarnabhumi ist auf jährlich 45 Millionen Passagiere ausgerichtet, Don Muang kann rund 38 Millionen bewältigen.

Die Entscheidung des Kabinetts ist beim Internationalen Luftverkehrsverband (IATA) auf Kritik gestossen. Zum einen nehme die Regierung Abschied von der bisherigen „Single-Airport“-Politik, zum anderen sei der Beschluss ohne Anhörung des Verbands oder seiner Mitglieder gefasst worden. IATA repräsentiert 270 internationale Airlines und erwartet für Bangkok anfliegende Fluggesellschaften erheblich höhere Operationskosten. Ein IATA-Sprecher verweist weiter darauf, dass sich die Passagiere auf Unannehmlichkeiten wie lästige Fahrten zwischen den beiden Flugplätzen einstellen müssen.

Thailands Billig-Airlines Thai AirAsia, One-Two-Go und Nok Air haben bereits zugesagt, zu Don Muang zurückzukehren. Die Thai Airways International (THAI) möchte auf Suvarnabhumi (gesprochen: Suvanabhum) bleiben, wird aber einige Verbindungen zum alten Flughafen zurückverlegen. Das Transportministerium will für Don Muang spätestens in zwei Wochen eine weitere Liste mit allen Gesellschaften bzw. Flügen vorlegen. Unterdessen hat die THAI angekündigt, die meisten Inlandsflüge nur noch ihrer Billigflug-Tochter Nok Air zu überlassen und sich verstärkt auf internationale Flüge zu konzentrieren. Das ist nach Einschätzung von Präsident Apinan Sumanaseni aus Kostengründen so notwendig.

Täglich neue Negativ-SchlagzeilenWährend zwei hochrangige Mitarbeiter entlassen wurden, nahm der Präsident des Flugplatzbetreibers Airports of Thailand (AoT), Chotisak Asapaviriya, „aus gesundheitlichen Gründen“ lieber selbst seinen Hut. Nach der Ermittlung von Experten weisen 5,3 Prozent bzw. 97.000 Quadratmeter der Rollbahnen (Taxiways) Risse auf. Die beschädigten Bereiche sind gesperrt und sollen erst nach einer genauen Ursachenforschung saniert werden. Fachleute werden bis zu 30 Meter tiefe Bohrungen vornehmen, um die Risse zu untersuchen - zumal über die Ursache der Schäden heftig gestritten wird.

In Frage kommen eine mangelhafte Bauausführung, aber auch die ungünstige Beschaffenheit des Untergrunds. Der Suvarnabhumi-Airport ist 20 Kilometer ausserhalb der Hauptstadt auf einem sumpfigen Gelände entstanden. Seit der Eröffnung im vergangenen September gab es jede Menge Probleme. Die Klimaanlage fiel aus, Drehtüren blieben stehen, ein Wasserrohrbruch beschädigte zahlreiche Gepäckstücke… Viele Passagiere beklagten sich über lange Wartezeiten, fehlende Sitzgelegenheiten und vermisste Koffer, weil die Technik am Check-in und in der Gepäckabfertigung versagte. Dem FARANG liegen sogar Bilder vor, die gesteigerten Unmut dokumentieren: An einem Sonntagabend gegen 20.30 Uhr waren am Check-in der THAI aus Personalmangel gerademal 15 von 30 Schaltern geöffnet, so dass sich die Warteschlangen bis vor die Ausgangstüren bildeten…

Zudem hat man offenbar den Bedarf an öffentlichen Toiletten unterschätzt, so dass nun für fast 50 Millionen Baht 200 zusätzliche stille Örtchen gebaut werden müssen. Es fehlt aber auch an internationalen Restaurant-Ketten wie Pizza Hut oder KFC. Das einzige Restaurant, das sich in luftiger Höhe über der Abflugshalle befindet, serviert zu happigen Preisen mangelhafte Gaumenfreuden. Auch sonst finden sich in der Abflughalle weder Imbiss- noch Getränkestände. Da haben es ankommende Passagiere besser: Wer sich durch die zahlreichen Schlepper gekämpft hat, findet linker Hand einige Imbiss-Stände. Und: Weder die Bangkok Bank noch die Kasikornbank sind auf dem neuen Flughafen vertreten.

Taxifahrer verweigern Airport-FahrtenDer seit Wochen herrschende Krieg zwischen den Taxifahrern und der Flughafen-Verwaltung zieht weitere Kreise. Immer wieder kommt es vor, dass die Fahrer den Transfer nach Suvarnabhumi verweigern und die Touristen einfach stehen lassen. Denn unter der Ankunftshalle im Untergrund ist nur eine begrenzte Anzahl von Taxis zugelassen, so dass die Fahrer stundenlang auf neue Kundschaft warten müssen. Nicht selten fahren sie dann leer nach Bangkok zurück, weil das gecharterte Taxi wieder abgegeben werden muss. Ob hier vielleicht gar dem überteuerten, von der AoT lizenzierten Limousinen-Service in die Hände gespielt werden soll….? Auch die Flughafen-Mitarbeiter selbst klagen über ihr neues Arbeitsumfeld: Zwar ist der Transfer vom alten zum neuen Flughafen kostenlos, doch dauert er zu lange. Je nach Verkehrslage bis zu zweieinhalb Stunden müssen die genervten Mitarbeiter für den normalerweise 45-minütigen Arbeitsweg in Kauf nehmen.

Reiseleiter, die ankommende Fluggäste abholen wollen, erhalten dafür die gleiche Vergütung wie beim alten Flughafen. Denn die meisten Reiseveranstalter argumentieren damit, dass sie ja den kostenlosen Transfer-Service ab Don Muang nutzen können, so dass keine höheren Kosten entstehen. Wenn sie die Fahrtkosten zum neuen Flughafen also nicht auf ihre eigene Kappe nehmen wollen, müssen sie zuerst zum Don Muang-Airport fahren und dann das Shuttle besteigen, wodurch sich der Arbeitsweg um ein Mehrfaches verlängert. Als weiteres Ärgernis stehen Parkplätze nur hochrangigen Flughafen-Angestellten zur Verfügung. Alle anderen dürfen - unabhängig von ihrem vielleicht bis tief in die Nacht dauernden Einsatz - ihre Fahrzeuge nicht auf dem Flughafengelände abstellen. Und die Anwohner protestieren immer stärker gegen die Lärmbelästigung und müssen sogar um ihre Hausdächer zittern, wie es TV-Aufnahmen erschreckend eindrucksvoll gezeigt haben.

Die Regierung berät über die komplette Schliessung des neuen Suvarnabhumi-Airports, die Entscheidung fällt jedoch erst nach Redaktionsschluss.