Klassifizierung buddhistischer Tempelanlagen in Thailand

In Thailand werden buddhistische Wats wie folgt klassifiziert:

Königliche Tempel (พระอารามหลวง) - es gibt nur etwa 100 königliche Tempel in Thailand.
Ihr vollständiger Name enthält meistens folgende Silben: Ratchaworamahawihan (ราชวรมหาวิหาร), Ratchaworawihan (ราชวรวิหาร), Woramahawihan (วรมหาวิหาร) oder auch Worawihan (วรวิหาร).

Sie können in drei Klassen eingeteilt werden:
Königliche Tempel Erster Klasse (พระอารามหลวง ชั้นเอก)
vom König renoviert, vom König neu erbaut,
besitzen oft eine Chedi mit einer buddhistischen Reliquie (in Thai Maha That - มหาธาตุ oder Phra That - พระธาตุ)
alte Tempel, etwa 50 – 100 Jahre alt, weitere alte Tempel in der Obhut des Staates oder buddhistischer Organisationen.

Königliche Tempel Zweiter Klasse (พระอารามหลวง ชั้นโท)
erbaut von Kindern des Königs,
erbaut von Adeligen (Khunnang, ขุนนาง), denen ein königlicher Titel verliehen wurde.

Königliche Tempel Dritter Klasse (พระอารามหลวง ชั้นตรี)
erbaut von weiter entfernten Verwandten des Königs oder von weiteren Adeligen.

Wat Rat (วัดราษฎร์; übersetzt etwa ‚gewöhnliche‘, ‚bürgerliche‘ oder ‚Volks-Tempel‘) wurden von nicht königlichen oder adligen Gläubigen erbaut/gestiftet. Heute residieren hier meist nur wenige (unter 12) Mönche.

Samnak Song (สำนักสงฆ์) sind alle weiteren buddhistische Zentren, die keine offizielle Registrierung beim Sangha besitzen. Darüber hinaus hat ein Samnak Song keinen Ubosot, das mit heiligen Grenzsteinen (Bai Sema) umzäunte Gebäude zur Weihe von Mönchen.

Es ist der fromme Wunsch eines jeden thailändischen Buddhisten, sei es nun der König oder ein einfacher Mann, einen Tempel zu erbauen und ihn nach seinen Mitteln zu unterstützen, alleine oder zusammen in einer Gemeinschaft Ähnlichdenkender. Schon der Buddha sprach von Uddesika-cetiya (Pali für „indikative Erinnerungsstücke und Nachbildungen“; thailändisch Utthesik Chedi), die zu errichten große religiöse Verdienste (thailändisch Bun - บุญ, Pali: puñña; siehe auch Tham bun) bedeute.

Die Könige von Ayutthaya förderten öffentliche Tempel (Wat Luang) aus ihrem persönlichen Besitz. Wohlhabende Adelige errichteten in der Folge zusätzliche Kloster (Wat Raad), um sich selbst ihrer ganzen Familie zu zusätzlichem Ansehen zu verhelfen. Die Gemeinschaft aller Gläubigen schließlich unterstützen noch heute diese Tempel, indem sie entweder den Mönchen ihr tägliches Brot in Form von Reis und Zutaten in die Almosenschale legen oder Geldmittel für Renovierungsarbeiten spenden.

Nachdem Bangkok im Jahre 1782 zur neuen Hauptstadt von Siam erklärt wurde, wurde dieser Brauch fortgeführt. König Rama I. hatte enorme Reserven von Arbeitskräften zu seiner Verfügung, es wird behauptet, dass während seiner Regierungszeit nicht weniger als 20.000 Arbeiter an der Erweiterung des Wat Pho beschäftigt waren.

Zusätzlich zum königlichen Mäzenatentum oblag der Unterhalt königlicher Tempel traditionell den Adeligen und ambitionierten Mitgliedern nicht-aristokratischer Kreise. In der Vergangenheit wurden manchmal sogar Sklaven „gespendet“, die das Klostergelände und seine Gebäude in Ordnung hielten. Diese Praxis wurde jedoch in der Regierungszeit von König Chulalongkorn eingestellt, der die Sklaverei in Siam nach und nach abschaffte.

Es war nicht selten, dass eine wohlhabende Familie mehr als einen Tempel unterhielt. Der bevorzugte Tempel lag dann meistens in der Nähe der Familienresidenz, während ein zweiter, weiter entfernter Wat vielleicht aufgrund der Persönlichkeit des Abtes unterstützt wurde, der für übernatürliche Kräfte berühmt war und Krankheiten heilen konnte.

Zusätzlich zu den religiösen Verdiensten gibt es andere Motive für die Gründung eines Tempels:

den Mönchen einen permanenten Ort zur Verfügung zu stellen, an dem sie leben, studieren und meditieren können,

einen Ort zu schaffen, um Bildnisse des Buddha zu verehren,

einen Ort zu schaffen, an dem Jungen lesen und schreiben lernen können; in früheren Zeiten waren Klöster die einzigen öffentlichen Bildungseinrichtungen im ländlichen Thailand.

Alle diese Beweggründe laufen letztlich auf den Erwerb von Meriten hinaus, auch wenn in Thailand die Klöster auch soziale Funktionen haben. Viele Aspekte des thailändischen Lebens bis hin zur religiösen Architektur haben ihren Ursprung in religiöser Hingabe, welche untrennbar mit dem alltäglichen Leben verwoben ist.