Deutschland: Verfassungsschutz warnt vor radikalisierten Kindern

red, ORF.at/Agenturen

Der deutsche Verfassungsschutz warnt vor radikalisierten Kindern aus islamistischen Familien. Die Sozialisation von Kindern durch ein islamistisches familiäres Umfeld sei „besorgniserregend“, sagte Verfassungsschutzpräsident Hans-Georg Maaßen den Zeitungen der Funke Mediengruppe heute.

Nach Erkenntnissen des Verfassungsschutzes werden die Kinder „von Geburt an mit einem extremistischen Weltbild erzogen, welches Gewalt an anderen legitimiert und alle nicht zur eigenen Gruppe Gehörigen herabsetzt“, zitierten die Funke-Zeitungen aus einer Analyse des deutschen Inlandsgeheimdienstes.

Es gehe um eine „niedrige dreistellige Zahl“ islamistischer Familien mit mehreren hundert Kindern. Sie stellten „ein nicht unerhebliches Gefährdungspotenzial“ dar. Es gebe Anzeichen für eine „schnellere, frühere und wahrscheinlichere Radikalisierung von Minderjährigen und jungen Erwachsenen“, heiße es in der Analyse.

Überlegungen Altersgrenze für Überwachung zu senken

Deutschland hatte die Altersgrenze zur Beobachtung durch den Verfassungsschutz vor zwei Jahren von 16 auf 14 Jahre gesenkt. Es gebe „durchaus Anhaltspunkte dafür“, diese Grenze weiter herabzusetzen, sagte die Sprecherin des deutschen Innenministeriums.

Sie verwies auf Vorfälle mit radikalisierten Minderjährigen, ohne konkrete Fälle zu nennen. Bei der Absenkung des Mindestalters gehe es letztlich um die Speicherung der Betreffenden im Nachrichtendienstlichen Informationssystem (NADIS). Auch weitere Unionspolitiker unterstützten gegenüber den Zeitungen den Vorschlag.

Scharfe Kritik kam hingegen aus der Linksfraktion. Deren innenpolitische Sprecherin Ulla Jelpke sagte: „Die Stigmatisierung von Kindern aus vermeintlich islamistischen Familien als potenzielle Gewalttäter durch den Verfassungsschutz ist einfach widerlich.“ Sie fügte hinzu: „Die Schnüffler haben in Kinderzimmern nichts verloren - und das muss auch so bleiben.“ Traumatisierte Kinder, die aus Kriegsgebieten nach Deutschland kämen, bräuchten psychologische Betreuung.